Review

Animal Crossing: New Horizons · Test

Veröffentlicht am 02.04.2020 von Andreas Erber

Titelbild von Animal Crossing: New Horizons (Switch)

Das Reif-für-die-Insel-Paket

Animal Crossing (2001) war der aller erste Teil der Animal-Crossing-Videospielserie und wurde am 14. April 2001 in Japan für den Nintendo 64 veröffentlicht. Dabei handelt es sich um eine Lebenssimulation, welch eine relativ starke Fangemeinde aufbauen konnte. 2017 erschien die Serie erstmals auch für Smartphones im App-Store. Mit "New Horizons" erhält die Serie einen komplett frischen Anstrich. Bisher war der Teil "Wild Worlds" der meistverkaufte Ableger und die Hoffnung, dass dieser Coup erneut gelingt ist stark zu verspüren. Besonders der schicke, neue Grafikstil und der neuartige Bau-Editor befördern das Spiel, mit Hilfe der Switch-Konsole, auf ein komplett neues Level.

Das exklusive Spielerlebnis spielt in einer Fabelwelt und verläuft in Echtzeit. Die Uhrzeit ist an eurer Switch-Konsole geknüpft. Hisashi Nogami ist der Produzent des beliebten, japanischen Spiels und hat in diesem Ableger der Serie den Fokus auf den Multiplayer gelegt. Dieser funktioniert Gesamt mit bis zu 8 Spielern im lokalen wie auch im Online-Netzwerk. Doch dazu später mehr!
Wie funktioniert das Spiel und wie kommt der Spieler in dieser Simulation voran? Können auch Action-Fans und ältere Spielgefährten Gefallen an diesem Spiel finden?

Screenshot von Animal Crossing: New Horizons

Oase der Ruhe

Was zu Corona-Zeiten (2020) beinahe undenkbar ist, kann in "New Horizon" in virtueller Art und Wiese und nach Lust und Laune ausgelebt werden. Die Freiheit auf einer idyllischen Insel genießen.
Nachdem ihr euren personalisierten Charakter erstellt habt, beginnt das Abenteuer am Flughafen. Nepp und Schlepp, zwei junge Braunbärchen, helfen euch Schritt für Schritt beim Check-IN Schalter. Die beiden ulkigen Tierchen sind übrigens die Neffen von Tom Nook, welcher Gründer und Geschäftsführer der Reisefirma "Nook Inc." ist. Nach den trockenen Formalitäten geht es per Charterflug direkt ins Inselparadies. Dabei kann der Spieler zwischen der Nord- und der Südhalbkugel wählen, welche sich lediglich zwischen den verkehrten Jahreszeiten unterscheiden und keinerlei Einfluss auf den Inhalt des Spiels haben. Zudem kann zwischen 4 Inselgebieten gewählt werden, welche sich hauptsächlich am Verlauf der Flüsse unterscheiden.

Kaum angekommen, gilt es sofort ein paar Aufgaben zu erledigen. 10 Äste müssen für ein späteres Lagerfeuer-Fest gesammelt werden. Bei der Erkundung der Insel solltet ihr auch gleich ein paar Pfirsichbäume schütteln, da die Pfirsichernte direkt die nächste Quest darstellen wird. Die Dialoge sind intelligent und erkennen voreilige Spieler sofort. Als Dank erhaltet ihr von Nepp und Schlepp eine Bleibe. Es handelt sich fürs Erste nur um ein einfaches Zelt. Diese könnt ihr frei in der Natur platzieren. Auch zwei weitere Mitreisende, die per KI gesteuert werden, wollen ihre Zelte aufschlagen und benötigen eure virtuelle Hilfe. Für fast jede Hilfestellung bekommt ihr ein nutzvolles Item, das euch im weiteren Spielverlauf weiterhelfen kann. Deshalb… wer auf Andere schaut, kommt im Leben voran!
Der Spielverlauf fällt im Allgemeinen eher ruhig aus und dennoch könnten auch Action-Fans ihren Gefallen an der ruhigen Oase finden, denn die kreativen Möglichkeiten sind enorm. Egal, ob ihr euer eigenes Heim ausbaut und dekoriert, die Landschaft verändert oder neue Kleidungsstücke sammelt, die ebenfalls kreativ verändert werden können. Die Möglichkeiten sind riesig und laden zum Experimentieren ein. Selbst das Fangen und Sammeln von Tieren steht am Programm. Da können sogar Fischfänger ihre Angel schwingen und ihr Können unter Beweis stellen.

Ziel des Spiels ist es die Rechnung der Reise zu begleichen. Wirklich niemand hätte ahnen können, dass solch eine Flugreise eine so hohe Summe kosten würde. Die Reisefirma ist äußerst großzügig und ihr könnt die Reisekosten in Form von Meilen begleichen. Dabei kann für jede Tätigkeit Meilen gesammelt werden. Selbst für Momente in denen der Spieler Pech hat, gibt es Trost-Meilen. Obwohl es sich hier um eine Lebenssimulation handelt, kann man weder sterben noch pleite gehen. Es ist sozusagen egal wie lange ihr für die Schuldenbegleichung benötigt. Mit Hilfe der Meilen können im Meilen-Shop Items gekauft werden und auch ein spezielles Meilen-Tickets. Damit kann Bodo euch zu anderen Inseln reisen lassen. Dort können andere hilfreiche Inselbewohner beworben oder fremde Items gesammelt werden. Durch das Ausbauen eures Hauses wird der Spieler automatisch Mitglied des Meilen-Plus Programmes. Dafür bekommt ihr zusätzlich stets 5 Miniziele, die euch weitere Meilen verschaffen. Der Handel ist stets ein wichtiger Begleiter im Spielverlauf.

Das Bastel-System ist ein neues Feature von "New Horizons", welches euch das Erstellen von Geräten erlaubt. Im Anschluss können die erschaffenen Geräte auch verschönert werden. Leider gehen erstellte Werkzeuge und Gegenstände mit der Zeit kaputt. Die Neuerschaffung ist hingegen kein Problem. Ärgerlich ist, dass die Lebensdauer der Gegenstände nicht visuell angezeigt wird und die Geräte, wie so oft, im schlechtesten Augenblick zu Bruch gehen.

Doch was wäre eine Insel ohne Leben? Eine einsame Insel und genau deshalb hat Nintendo auf einen spannenden Multiplayer nicht vergessen. Der Multiplayer kann sowohl lokal mit Freunden auf der Couch, als auch online mit bis zu 8 Spielern gestartet werden.

Lokaler Multiplayer:
Mit nur einer Switch-Konsole können sich bis zu 8 Spieler mit jeweils einem Charakter auf der Insel tummeln. Dazu muss jeder Mitspieler einen eigenen Nintendo Account besitzen, welcher mit der ein und selben Switch Konsole verbunden sein muss. Es gibt allerdings einen kleinen Hacken an der ganzen Sache. Zwar können sich 8 Spieler auf einer Insel vergnügen, doch die Steuerung kann nur von 4 Spieler gleichzeitig erfolgen, da die Switch-Konsole Gesamt nur 4 Controllerverbindungen zulässt. Danach muss gewechselt werden. Jeder Mitspieler kann sein eigenes Haus auf der Insel errichten. In der Gruppe gibt es zu beachten, dass nur ein Spieler der Gruppenleiter ist. Die führende Spielfigur legt somit den Ort fest. Die Einladung der Mitspieler wird durch das "Nook-Telefon" und der "Bewohner anrufen" Funktion getätigt.

Online Multiplayer:
Auch hier können bis zu 8 Spieler auf einer Insel verweilen, wobei in dieser Konstellation wesentlich mehr Hardware und Bedingungen vorgeschrieben werden. Jeder Spieler benötigt eine eigene Switch-Konsole, jeweils eine Vollversion von "Animal Crossing: New Horizons" und ebenso eine Nintendo Switch Online Mitgliedschaft. Der Spielablauf selber ist jedoch wesentlich einfacher. Denn im Vergleich zum lokalen Modus können alle 8 Spieler ihre Figur gleichzeitig steuern und müssen keine Spielpause einlegen. Um den Online Multiplayer starten zu können, müssen die Spieler den Flughafen fertiggestellt haben. Dies geschieht automatisch mit Beendigung des Tutorials. Bodo ist hier der richtige Ansprechpartner, um eine Online Partie starten zu können. Dabei stehen 2 Modi zur Auswahl: local Wireless und online. Bei local Wireless müssen die Mitspieler sich in unmittelbarer Nähe befinden. Der Online Modus funktioniert hingegen weltweit. Mit Hilfe der Funktion "Dodo-Code" können auch fremde Spieler besucht oder eingeladen werden, die sich nicht in der Freundesliste befinden. Also ein ähnliches Verfahren wie bei "Pokemon GO" mit den Freundescodes.
Zum Glück können Besucher nicht eure Landschaft zerstören, da ihnen nicht alle Werkzeuge zur Verfügung stehen. Vertrauenspersonen können in die Liste "Beste Freunde" hinzugefügt werden. Auf diese Weise können sie alle Werkzeuge nach Lust und Laune verwenden. Um die Kommunikation mit euren Mitspielern zu ermöglichen ist die NookLink App notwendig, welche in die bestehende Nintendo Switch App (für iOS und Android) integriert wurde. Keine Sorge! Die Handhabung ist wesentlich einfacher, als es sich anfangs liest.

Screenshot von Animal Crossing: New Horizons

Gameplay & Steuerung

Apropos Handhabung. Positiv fällt gleich zu Beginn die sehr gut funktionierende Steuerung auf. Jede Bewegung eures Charakters geht flüssig von der Hand und auch das Sammeln der Gegenstände bereitet den Spielern keinerlei Probleme. Lediglich das Platzieren von Items ist zu Beginn etwas ungenau und erfordert mehrere Anläufe, um die gewünschte Position zu treffen. Doch zum Glück gibt es später einen Editor, der euch beim platzieren von Gegenständen hilft. Durch diesen Editor können auch Items kombiniert und selbst das Licht für die Ambiente kann nach euren Vorstellungen justiert werden.

Beim Gameplay gibt es in dieser Simulation beachtlich viele Möglichkeiten. Dennoch kann das Spiel nicht mit jedem Aufbau-Simulator gleichziehen. In Sachen Genauigkeit gibt es durchaus bessere Alternativen. Es muss hier im Auge behalten werden, dass diese Art von Spielen vor allem für jüngere Generationen programmiert wurden. Eine Überhäufung von Möglichkeiten würde jüngeren Spielern den Spaß verderben.

Screenshot von Animal Crossing: New Horizons

Grafik & Sound

Knackscharf und freudig bunt wird die Grafik auf dem Switch-Bildschirm gezaubert. Dabei ist es nebensächlich, ob das Spiel auf dem TV oder dem Handheld selbst gespielt wird. Es bereitet einfach Freude zu sehen, in welch fantasievollen Inseln der Spieler seinen Charakter bewegen darf. Im Vergleich zu den DS-Versionen hat das Game einen großen Schritt nach vorne gemacht. Sämtliche Bewegungen verlaufen flüssig und zwingen die Konsole zu keiner Sekunde in die Knie. Ab und zu bereitet die Kamera vor allem in engen Umgebungen Schwierigkeiten und lässt sich nicht wie gewünscht drehen. Dies ist aber auch eines der wenigen Mankos im Spiel.

Der Soundtrack wurde passend zur ruhigen Atmosphäre gewählt und verbreitet somit auch auditiv eine angenehme Stimmung. Ohrwürmer darf der Spieler sich zwar nicht erhoffen, dennoch bringt die Musik einen bedachten Schwung ins Spielgeschehen. Die Soundeffekte sind äußerst gut gelungen und lassen keinerlei Kritik zu. Die Sprachausgabe wurde mit einer erfundenen Kunstsprache versehen und wirkt schnell nervtötend.
Neben den vielen kreativen Möglichkeiten in optischer Hinsicht wäre auch ein einfacher Sound-Editor eine coole Idee gewesen.

Screenshot von Animal Crossing: New Horizons

Fazit

In "Animal Crossing: New Horizons" werden im Vergleich zu den Vorgängerversionen alle Bereiche des Spiels verbessert. Vor allem jüngere Spieler kommen hier auf ihre Kosten und können sich auf eine behutsame Herangehensweise mit dem Genre Lebenssimulation vertraut machen. Doch auch die ältere Generation und selbst Action-Liebhaber können ihren Spaß an dem Stück Software finden. Das finden, bauen und handeln mit Items macht enorm viel Spaß. Einige Gegenstände lassen sich zudem kreativ gestalten. Der Multiplayer gibt dem Spiel die nötige Langzeitmotivation und bietet viele Einstellungsmöglichkeiten. Fakt ist, dass dieses Spiel nicht mit langen Spielsessions durchgespielt werden kann, sondern eine tägliche Pflege benötigt. 5 Mini-Aufgaben pro Tag sind ausreichend, um eine ordentliche Anzahl an Meilen zu erhalten. Diese lassen sich selbst auf kurzen Zugfahrten meistern.
Seid ihr auch schon reif für die Insel?

Pro

  • Teamgeist wird trainiert
  • lustiger und motivierender Multiplayer
  • passender Soundtrack
  • gelungener Editor

Contra

  • Inseln könnten flächenmäßig etwas größer ausfallen
  • Simulation ist eher für jüngere Semester ausgelegt
  • Kamerapositionen sind an manchen Stellen unvorteilhaft
  • Dialoge haben eine nervige, unverständliche Sprachausgabe

Wertung

Testergebnis: 85%

8.5 Sehr gut

Kaufempfehlung

75% Kaufempfehlung

75%Empfehlenswert

Getestet wurde Animal Crossing: New Horizons auf Switch von Andreas Erber. Das Spiel lag uns zum Zeitpunkt von unserem Test in Version 1.1.2 vor. Das Test Exemplar / der Review Code für Animal Crossing: New Horizons wurde uns von Nintendo kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!