Assassin’s Creed Odyssey · Test
Veröffentlicht am 07.10.2018 von Andreas Erber
Intro 431 - 404 v. Christus - der Peloponnesische Krieg
Es gab eine Zeit, in der fast jährlich ein Ableger der Assassin’s Creed Reihe erschien. Trotz der verbreiteten Beliebtheit des Titels, zog nach ein paar Versionen ein rauer Gegenwind auf. Alle Ableger der Serie hatten zwar eine andere Location, doch selbst den Fans ähnelte das Spielprinzip von Jahr zu Jahr einfach zu stark und es fehlte vor allem an Abwechslung. Um aus dem Hamsterrad zu entrinnen entschloss sich Ubisoft kurzfristig den Stecker zu ziehen und setzte erst nach einer zweijährigen Pause die Assassin’s Creed Serie fort. Mit Assassin’s Creed Origins aus dem vorigen Jahr war es dann endlich soweit und fuhr reichlich positive Kritiken ein. Origins hat uns eine deutlich größere und offenere Spielwelt geboten in der eine überarbeitete Erzählweise sowie ein Level-System Einzug hielt. Dies machte sich hinsichtlich der erneut mehr als positiven Verkaufszahlen bemerkbar. Vor allem die neuen RGP-Elemente mit den süchtig machenden Aufstiegsmöglichkeiten und die frische Grafik-Engine trugen zur positiven Bewertung des Titels bei. Mit dieser neugeschaffenen Basis konnte Ubisoft bereits nach nur einem Jahr einen weiteren Ableger der Serie freigeben: Assassin’s Creed Odyssey
Der Unterschied zu den bisherigen Fortsetzungen liegt ganz einfach darin, dass Odyssey nicht nur eine weitere Fortsetzung darstellt, sondern gleichzeitig einen großen Schritt in Richtung Perfektion bedeutet.
Spielfilme wie „300“ und „Troja“ lassen grüßen!
Liebhaber der griechischen Mythologie kennen bekannte Filme wie „300“. Wer jedoch selber Hand anlegen will und in das interessante griechische Setting tauchen will, hat die Möglichkeit sich mit Assassin’s Creed Odyssey ins mythologische Abenteuer zu stürzen. Vor allem die gekonnte Einbindung von Ebenbildern griechischer Idole wie beispielsweise den übermächtigen Gott Zeus wurde sinnvoll umgesetzt und überzeugt uns in ganzer Linie. Die Geschichte handelt weniger vom Peloponnesischen Krieg als von einer Familientragödie die ganz klar und deutlich ins Rampenlicht gestellt wird, das durchaus positiv bei den Spielern ankommen wird. Die Hauptgeschichte des Spiels ist in mehreren Strängen aufgeteilt und fordert oft das vorherige Spielen von Nebenaufgaben, um voran zu kommen. Drei markante Stränge gibt es auch im Fähigkeitsbaum, der in Jäger, Krieger und Attentäter unterteilt ist und dem Spieler verschiedenste Verbesserungen anbietet, die wiederum durch erzielte Punkte freigeschalten werden können. Doch erstmal ganz langsam von vorne.
Zu Beginn schlüpft der Spieler in die Rolle des spartanischen Königs Xerxes, mit dem ihr eine Art Tutorial auf einem Kriegsschauplatz gegen die Perser durchwandert. In kurzen Zügen wird euch, die ohnehin leichte Steuerung, erklärt. Schon nach wenigen Angriffen und Abwehrparaden ist der Spieler fit genug für das große Abenteuer. Zur Auswahl stehen zwei Protagonisten, namens Kassandra und Alexios, welche Geschwister sind und schon in Kindesjahren getrennt wurden. Diese erste Wahl prägt übriges das gesamte Spiel und lässt sich auch nicht in den Optionen ändern. Beide Charaktere unterscheiden sich jedoch weder in ihren Fähigkeiten, noch an ihrer Ausdauer. Der Spieler trifft hier also eine rein optische Entscheidung, die im Dialog nur durch die namentlichen Zurufe abweicht.
Die Story treibt uns in alle Ecken und Enden der riesigen Spielwelt hin und lässt sich wahrlich als eine wilde Odyssey beschreiben. Ein fader Beigeschmack sind die unnötig in die Länge gezogen Missionen, von denen es leider genug im Spielverlauf gibt. Durch dieses Vorgehen wird die allgemeine Spielzeit nach oben geschraubt, was den Spieler eher vergraulen könnte. Das Level-Design motiviert und frustriert zugleich. Eifrige Sammler kommen voll auf ihre Kosten und können ihren Charakter mit allmöglichen Stärken und Verbesserungen aufrüsten. Gemein ist jedoch, dass schon allein der Abstand von nur einer Level-Stufe oft ausreicht, um in den Bildschirm-Tod zu gelangen. Da hilft meist nichts anderes, als Nebenaufgaben zu absolvieren und sich auf die Suche nach weiteren besseren Ausrüstungsgegenständen zu machen. Ein Schwert, eine Rüstung oder Handschuhe mit einem höheren Level helfen dabei ungemein. Wem das zu langsam geht, kann sich mit Helix Credits, der sogenannten virtuellen Währung eindecken. Darunter sind Preise von 4,99€ bis 49,99€ mit dabei.
Gameplay & Steuerung
Das Gameplay ist Grundlegend in technischer Hinsicht nahezu identisch mit dem Vorgänger und könnte von den Fans oberflächlich als Add-On verstanden werden. Doch da sind die ersten Einschätzungen vieler Leute, beim näheren Betrachten der gelungenen Weiterentwicklung, weit gefehlt. Der Grundstock des Kampfsystems ist gleich geblieben doch bietet das Odyssey jetzt erstmals auch Spezial-Attacken an, die durch das gedrückt halten der L1-Taste aktiviert werden können. Das erleichtert uns so manch harten Zweikampf, der beispielsweise durch eine „magische Druckwelle“ problemlos geklärt oder durch „selbstheilende Kräfte“ in die Verlängerung gedrängt werden kann. Apropos Erleichterung. Neben dem Schwierigkeitsgrad lassen sich zudem zwei Gameplay-Modi auswählen, die beide in den Optionen jederzeit zur Umänderung bereitstehen und durch ein erneutes Laden der Speicherdatei aktiv werden. Zur Auswahl stehen der „geführte Modus“ und der „Erforschungsmodus“. Letzteres fordert ein hohes Maß an Selbstständigkeit. So müssen die nächsten Ziele in einer Mission selbst entdeckt werden, was die Spielzeit erneut in die Höhe treiben lässt. Ein ganz wichtiges Element neben dem Kampf ist die Fortbewegung im Gelände. Egal ob ihr mit eurer Charaktere auf Hauswänden empor klettert, über Steinmauern hüpft oder an gigantischen Statuen mit männlichen Gliedmaßen die Seele baumeln lässt — die Steuerung lässt euch in keiner Sekunde im Stich und lässt sich von allen bereits erschienenen Ablegern der Serie mit Bravur am genauesten und einfachsten steuern. Ein wichtiges und gelungenes Element in Odyssey.
Grafik & Sound
Die HDR-Grafik lässt sich kaum in Worte fassen. Unendlich anmutende Details auf den Marktplätzen und Straßen, die lebendigen Gewässer und tropisch, idyllischen Inseln, ja sogar die abwechslungsreiche Bevölkerung samt ihrer Tierwelt erstrahlen in einem noch kaum da gewesenen Detailgrad. Besonders die Charaktere in Dialoge bieten eine ultrascharfe Grafik, die vor allem auf der PlayStation PRO ihre Muskeln spielen lässt. Nennenswert sind auch die extrem realistischen Himmelsbilder in denen euch die stark blendende Sonne, durch die moderne HDR-Technik, schon fast zum Niesen bringt.
Der Soundtrack und die allgemeine Hintergrundmusik sind mit passenden Rhythmen durchzeichnet. Besonders in den Kämpfen verdichten sich diese Rhythmen und werden zur akustischen Bedrohung für unser Ohr. Die Spannung profitiert enorm von diesen verdeckten Details.
Doch nicht nur die Musik, sondern auch die fetten Soundeffekte bekommen, in den Schlachten, ihren großen Auftritt. Jeder Schlag auf den Gegner schmerzt hörbar.
Fazit
Perser und Spartaner — lasst uns kurz Freunde sein und dieses Spiel ganz ohne Einschränkungen weiterempfehlen! Das liegt nicht zuletzt daran, dass das Spiel ein gelungenes Gameplay, eine exzellente Grafik und einen bombastischen Sound beinhaltet. Es liegt vor allem an der durchdachten Story, die passgenau in das Setting der griechischen Mythologie eingebettet wurde. Einen Multiplayer vermissen wir hier zu keiner Sekunde. Der Schwerpunkt liegt hier eher auf der Story und dem Level-System. Das Gesamtpaket kann sich also sehen lassen. Onlinefreaks werden sich laut Gerüchten auf zukünftige Titel gedulden müssen. Die Anzahl an Online-Spielern in den bisherigen Assassin’s Creed Teilen nahm anscheinend deutlich ab, wodurch der Online-Part mehr und mehr an Bedeutung verlor. Dies ist nicht weiter schlimm, da Assassin’s Creed ohnehin als Offline-Kampagne konzipiert wurde. Genießt also in aller Ruhe mit Kassandra oder Alexios die unzähligen Stunden in der griechischen Sonne!
Pro
- trotz vieler Ähnlichkeiten zu Origins gibt es viele neue und sinnvolle Features
- ein spannendes Setting in der griechischen Mythologie
- Entscheidungsfreiheiten in den Dialogen, die teilweise den Verlauf der Geschichte beeinflussen können
- die Grafik ist trotz riesiger Spielwelt vom feinsten und der Sound extrem detailliert
- Tag-/Nachtwechsel inklusive einem dynamischen Wettersystem
Contra
- Gegner-KI ist teilweise zu berechenbar
- trotz gelungener Story erscheinen uns einige Missionen zu langatmig
- deutsche Synchronstimmen müssten viel authentischer reagieren
Wertung
9.0 Sehr gut
Kaufempfehlung
100%Absoluter Pflichtkauf
Getestet wurde Assassin’s Creed Odyssey auf PS4 von Andreas Erber. Das Test Exemplar / der Review Code für Assassin’s Creed Odyssey wurde uns von Ubisoft kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!