Review

Dirt 5 · Test

Veröffentlicht am 09.11.2020 von Tobias Creter

Titelbild von Dirt 5 (PC, PS4, PS5, Switch, Xbox One, Xbox Series)

Offroad Racing durch richtig viel Matsch, Staub und Dreck

Endlich wieder ein neue DIRT Teil! Die Rennspielserie DIRT steht seit vielen jahren für spannende Offroad Rennen. Ihren Ursprung hat die Serie 1998 unter dem Namen Colin McRae Rally für PC, PlayStation und GameBoy Color. Im sechsten Teil von 2007 änderte sich der Titel in Colin Mc Rae: DIRT. Ebenfalls 2007 verstarb der Namensgeber bei einem Unfall mit seinem Hubschrauber. Nach dem dragischen Tod erschien 2009 der nächste Teil als Tribut an den erfolgreichen britischen Rallyefahrers Colin McRae noch unter seinem Namen. Ab 2011 hieß das Spiel dann fortan nur noch DIRT. 2015 kam dann der Ableger DIRT Rally für PS4, Xbox One und PC mit einem viel stärkeren Focus auf Simulation und Realismus. Insbesondere bei Fans von Hardcore-Rennsimulationen mit Lenkrad kam das sehr gut an, den meisten anderen Spielern war der hohe Schwierigkeitsgrad zu fordernd und frustrierend. Nach den weiteren Sequels DIRT 4 und DIRT Rally 2.0 folgt nun mit DIRT 5 der erste Teil, der auch für die Next-Gen Konsolen verfügbar sein wird. Dieser Test ist aber noch auf einer PS4 Pro entstanden. Ein kurzes Update zur PS5 Version folgt, sobald Konsole und Spiel verfügbar sind.

Screenshot von Dirt 5

Das Offroad Rennspiel DIRT geht in die nächste Runde

Das Spiel startet mit einem actionreichen Video gefolgt von einer kurzen Einleitung in Form eines Podcasts. Danach geht es direkt in euer erstes Rennen. Es fällt sofort die extrem farbenfrohe Umgebung auf. Man bekommt EP, Ruf, DIRT Dollars und kosmetische Items je nach Platzierung und Leistung im Rennen. Anschließend findet man sich im übersichtlichen und gut strukturierten Hauptmenü wieder.

Wer Offroad Rennspiele mag, wird sicher schon den einen oder anderen Teil von DIRT gespielt haben. Im Gegensatz zur DIRT Rally Reihe, die ja eine knallharte Rennsimulation ist, geht DIRT 5 wieder deutlich mehr in Richtung Arcade Racing. Wie bei DIRT üblich, steht hier der Spaß im Vordergrund und nicht der Anspruch ein möglichst realistisches Rennspiel zu sein. Dennoch sehen sowohl die zahlreichen Fahrzeuge, wie auch die über 10 Länder verteilten Strecken extrem gut aus. Neben klassischen Rally Fahrzeugen, wie Fiat 131 Abarth Rally, Porsche 911 R-GT oder dem Audi S1 EKS RX Quattro sind auch Trucks, Buggys, SUV und Sprint-Fahrzeuge mit riesigem Flügeln und 900 PS im Fuhrpark vertreten. Auch die Fahrphysik ist gut umgesetzt aber deutlich verzeihender und besser beherrschbar als bei DIRT Rally.

Die Karriere startet mit der AJ Racing Academy. Entweder begnügt ihr euch erstmal mit dem Skoda Fabia Rally2 Evo oder ihr kauft gleich ein anderes Auto. Im Lackierungseditor kann man dann auch das gewählte Fahrzeug direkt an die eigenen optischen Vorlieben anpassen. Allerdings ist noch nicht alles von Anfang an freigeschaltet. Im weiteren Verlauf der Karriere seit ihr nicht auf einen Pfad festgelegt, sondern könnt an vielen Stellen aus unterschiedlichen Events wählen. So kann man einzelne Events auch komplett auslassen, falls man dort nicht weiterkommt. Für das weitere Vorankommen genügt es meist einfach nur das Rennen abzuschließen. Pro Event gibt es auch immer drei optionale Ziele zu erfüllen. Die Karriere erstreckt sich über 125 Events verteilt auf vier Kapitel. Die einzelnen Rennen unterscheiden sich dabei sowohl durch die Strecken wie auch das Wetter und die Tageszeit voneinander. Es gibt verschiedene Eventtypen, deren Besonderheiten jeweils in einer kurzen Einleitung erklärt werden.

Man kann aus unterschiedlichen Sponsoren wählen und bekommt dadurch zusätzliche Aufgaben und Belohnungen. Neben den normalen Events der Karriere gibt es noch sogenannte Throwdowns, zu denen man eingeladen wird, wenn man bestimmte Voraussetzungen erfüllt. Dort erhält man bei erfolgreicher Teilnahme besondere Belohnungen. Belohnungen sind immer nur kosmetische Items. Tuning oder Verbesserungen gibt es in DIRT 5 nicht. Die nötigen DIRT Dollars werden relativ großzügig verteilt, so hat man schnell eine stattliche Sammlung an Fahrzeugen in der Garage.

Neben der Karriere kann man im Arcade Modus beliebige Rennen erstellen. Dort sind alle Strecken von Anfang an verfügbar und man kann nach Belieben alles so einstellen, wie man es haben will. Für fesselnde Multiplayer-Rennen mit Freunden sorgt der lokale Splitscreen Modus für bis zu 4 Spieler. Dieser kann sogar in der Karriere genutzt werden, um gemeinsam noch mehr Belohnungen zu ergattern.

Theoretisch hat DIRT 5 auch einen Online Multiplayer, in dem man zwischen Rennen und Party-Modes wählen kann. Praktisch war es zum Testzeitpunkt über mehrere Tage nicht möglich hier ein Match zu finden. Hier hat DIRT 5 wohl noch mit Serverproblemen zu kämpfen, die sicher bald behoben sein dürften.

Zu guter Letzt kann man in Playgrounds eigene Arenen erstellen und mit anderen Spielern teilen. Das funktioniert sehr gut und intuitiv. Schade, dass man dabei aktuell nur aus drei Typen wählen kann: Gate Crasher, Smash Attack und Gymkhana. Aber vielleicht kommt hier ja in einem späteren Update noch mehr hinzu. mal sehen, was die Community aus den zur Verfügung gestellten Möglichkeiten des Editors macht. Die bisher veröffentlichten Events anderer Spieler machen (meist) durchaus Spaß.

Bei Gate Crasher muss man möglichst schnell alle Tore durchfahren, in Smash Attack sammelt man Punkte wenn man durch Punkte-Objekte fährt und bei Gymkhana kann man sich mit Stunts, Drifts und Donuts austoben, um Punkte zu verdienen.

Screenshot von Dirt 5

Gameplay & Steuerung

In der Regel tritt man bei DIRT 5 gegen 11 andere Fahrer an und rast über die vielseitigen Strecken, um als Erster im Ziel anzukommen. Entweder fährt man mehrere Runden über Rundkurse oder man muss eine festgelegte Strecke mit Start und Endpunkt hinter sich bringen. Eine Minimap hilft bei der Orientierung solange man die Strecken noch nicht kennt. Das ist besonders bei den Pathfinder Events hilfreich, denn dort ist die Streckenführung nicht so offensichtlich erkennbar, wie der Name schon vermuten lässt. Wenn man zusätzlich noch in einer der Cockpit-Ansichten unterwegs ist, wird es auf Grund der Höhenunterschiede extrem schwer den Überblick zu behalten. Trotzdem macht auch dieser Eventtyp viel Spaß und ist eine willkommene Abwechslung zu den normalen Rennen. Die Gegner unterliegen, anders als bei vielen Rennspielen üblich, keiner Gummiband KI und so kann man sich, wenn es gut läuft, einen ordentlichen Vorsprung rausfahren. Im Umkehrschluss bedeutet das natürlich auch, dass es schwer wird, wenn man einen Fehler macht, wieder zum restlichen Fahrerfeld aufzuschließen. Da die einzelnen Events aber immer nur ca. 4-5 Minuten dauern, ist es nicht so dramatisch, wenn man nach einem Fehler auch mal neu starten muss. Eine echte Story, die um die Rennen herumgestrickt ist, gibt es hier nicht. Die wäre aber auch völlig unnötig und so finde ich es mit dem im Hintergrund laufenden Podcast sehr gut gelöst. Die gesamte Präsentation wirkt wie ein riesiges Festival und erinnert dadurch etwas an Motorstorm. Viele der Strecken gabeln sich auch an einigen Stellen und bieten dadurch kurze Alternativrouten. Gelegentliche Rempler und Kollisionen sind bei DIRT – im Gegensatz zu den meisten Rennspielen – übrigens durchaus erwünscht und hinterlassen auch optische Schäden an den Autos. Matsch und Staub verdrecken die Fahrzeuge zunehmend im Verlauf des Rennens.

Die Steuerung ist deutlich verzeihender als bei Dirt Rally. Die Fahrzeuge lassen sich mit etwas Übung sehr präzise steuern und das sogar wenn man alle Fahrhilfen abschaltet. Normalerweise hätte ich DIRT 5 ja bevorzugt mit Lenkrad gespielt aber aktuell ist die Lenkradunterstützung noch zu eingeschränkt und fehlerhaft. Der Entwickler Codemasters hat aber eine gewohnt gute und vollständige Lenkradunterstützung für Ende November versprochen. Mit meinem G29 konnte ich zwar die meisten Buttons nutzen aber das Forcefeedback passte noch überhaupt nicht und ignorierte auch alle Einstellmöglichkeiten. Daher kann ich in diesem Test nur die Controller-Steuerung bewerten und die ist wirklich fantastisch. Die Autos fühlen sich dabei auch völlig unterschiedlich an und Codemasters ist es gelungen die Masse der Fahrzeuge überzeugend rüberzubringen. Die Tastenbelegung könnt ihr völlig frei an eure Vorlieben anpassen. Die Standardbelegung ist aber aus meiner Sicht schon perfekt gelöst.

Screenshot von Dirt 5

Grafik & Sound

DIRT 5 präsentiert sich diesmal in einer extrem farbenfrohen Optik. Das ist vermutlich nicht jedermanns Geschmack aber mir gefällt der grelle Look mit den vielen sehr detailreichen grafischen Elementen richtig gut. Sowohl das Menü, als auch das gesamte Benutzerinterface sind logisch strukturiert und übersichtlich. Man findet sich schnell zurecht und alle nötigen Informationen und Buttons sind immer klar erkennbar.

Die über 70 Strecken sind abwechslungsreich und liebevoll gestaltet. Die Rennstrecken sind auf 10 verschiedene Länder verteilt und sehen dadurch auch immer anders aus. Es geht zum Beispiel durch das trockene Marokko, wo man auch mal von einem Sandsturm überrascht werden kann oder durch Norwegen, wo man die Northern Lights am Himmel bestaunen kann während man übers Eis schlittert. Zudem führt euch DIRT 5 durch China, Nepal, Roosevelt Island, Arizona, Griechenland, Italien, Südafrika und Brasilien. Überall erwarten euch wunderschöne Landschaften mit Unmengen an Staub, Dreck und Matsch. Auf und abseits der Pisten ist immer eine Menge los. Relativ detailierte Zuschauer jubeln euch zu, zünden Feuerwerk oder werfen mit Konfetti. Reflektionen, Regenbögen, Feuer & Pyroeffekte, Blitze und fallende Blätter runden das Gesamtbild sehr schön ab. Auch das dynamische Wetter und die Tag- & Nachtwechsel sind richtig gut. Von strahlendem Sonnenschein bis zum Schneesturm bei Nacht ist hier alles dabei. Und DIRT 5 sieht zu jeder Zeit einfach spektakulär aus. In den Grafikoptionen kann man zwischen Bildqualität oder Performance wählen und HDR kalibrieren. Der Performance-Mode ist aktuell nicht zu empfehlen, da er noch nicht rund läuft. Insbesondere die Beleuchtung macht hier noch Probleme und muss vom Entwickler dringend noch gefixt werden.

Der Soundtrack von DIRT 5 ist einfach exzellent. Neben The Killers, Stormzy, Prodigy und den Chemical Brothers sind noch weitere namhafte Bands und einige eigens für DIRT 5 komponierte Songs mit an Bord. Aber was soll ich euch dazu viel erzählen, hört doch einfach selbst rein. Den offiziellen Soundtrack mit insgesamt 57 Songs gibt es bereits auf Spotify und Apple Music. Doch nicht nur die Musik ist fantastisch, die Soundeffekte sind ebenfalls sehr gut. Die Motorensounds sind in jedem Fahrzeug unterschiedlich und richtig schön knackig. Besonders mit Headset hört man förmlich jeden Kieselstein, den man grade aufwirbelt. Qualitativ erreicht man zwar nicht ganz den extrem hohen Standard von Assetto Corsa Competizione aber in spannenden Offroad-Rennen kommen ohnehin noch so viele Umgebungsgeräuche dazu, dass das nicht negativ auffällt.

Die deutsche Synchron ist absolut ok, kann aber nicht ganz mit dem Staraufgebot der englischen Sprache mithalten. Dort wird der begleitende Podcast der Karriere von den wohlbekannten Synchronsprechern Nolan North und Troy Baker gesprochen. Der Podcast selbst ist sogar einigermaßen unterhaltsam, läuft im Menü bequem im Hintergrund und kann jederzeit abgebrochen werden.

In den Audio-Optionen gibt es Presets für Heimkino, TV, Kopfhörer etc. und man kann die Lautstärke in fünf verschiedenen Kanälen getrennt regeln. Mir fehlte hier jedoch ein Regler mit dem man die Musik im Menü gezielt leiser stellen kann, als im Rennen. Untertitel sind natürlich optional verfügbar.

Screenshot von Dirt 5

Fazit

Ich hatte mich sehr auf den neuen DIRT Teil gefreut und DIRT 5 hat mich nicht enttäuscht. Im Gegenteil, denn das Offroad Rennspiel macht einfach unendlich viel Spaß. Durch die riesige und sehr abwechslungsreiche Streckenauswahl wird es nicht so schnell langweilig. Grafisch beeindruckt DIRT 5 mit tollen Landschaften, die auch abseits der Piste glänzen. Das dynamische Wetter und die schnellen Tag- & Nachtwechsel sorgen sogar innerhalb eines Events dafür, dass sich jede Runde ein wenig anders anfühlt. Die Karriere hat einen guten Umfang und auch danach gibt es noch einiges zu tun, bis man alle Fahrzeuge freigeschaltet hat. Die Gegner KI ist in fünf Schwierigkeitsgraden wählbar und da sollte für jeden Spieler etwas dabei sein. Trotz wiedrigster Streckenumstände lassen sich die Autos mit dem Controller absolut präzise steuern. Lediglich mit den Sprint-Cars konnte ich mich noch so garnicht anfreunden. Alle anderen Fahrzeugklassen sind auch ohne Fahrhilfen gut beherrschbar und vermittlen ein sehr gutes Gefühl für das jeweilige Gewicht und die Wendigkeit des Fahrzeugs.

Punktabzug gab es für den bisher noch nicht richtig funktionierenden Online Multiplayer und die seltenen aber teilweise gravierenden Bugs, die das Spiel aktuell noch hat. Hier gehe ich aber stark davon aus, dass Codemasters noch vernünftig nachbessert. Die vollständige Lenkradunterstützung wurde auch bereits fest versprochen und wer Codemasters kennt, der weiß, dass sie das drauf haben. Das Spiel hätte wohl eigentlich einfach noch ein paar Wochen länger gebraucht, zumal es ja für so viele Plattformen, wie nie zuvor angepasst werden muss. Und auch Corona macht es den Entwicklern dieses Jahr nicht leichter, daher habe ich hier auch trotz der Probleme ein Auge zugedrückt.

Wichtigster Faktor für mich ist immer der Spielspaß und in diesem Punkt konnte mich DIRT 5 als Arcade Offroad Rennspiel voll überzeugen. DIRT 5 ist eine gelungene Fortsetzung und aktuell aus meiner Sicht das beste Offroadrennspiel. Für DIRT Fans ist der neuste Teil ein Pflichtkauf auch wenn es hier und da aktuelle noch ein paar Probleme gibt.

Positiv zu erwähnen ist auch, dass es ein kostenloses Upgrade auf die Next-Gen Konsolen geben wird. Ich freue mich schon sehr darauf DIRT 5 dann endlich in voller Pracht zu erleben – obwohl das Spiel auch auf der PS4 Pro schon sehr gut aussieht.

Für die ersten 12 Monaten nach Erscheinen des Spiels sind bereits 12 neue Autos, 60 neue Karriere-Events, neue Sponsoren, Belohnungen und Lackierungen angekündigt – allerdings nur mit kostenpflichtigem Season Pass.

UPDATE: Leider kann man (zumindest bisher) den Spielstand der PS4 nicht auf der PS5 nutzen. Das ist extrem ärgerlich für alle, die bereits einige Stunden ins Spiel investiert haben. Es ist leider noch immer schwer Multiplayer Lobbies zu finden.

Pro

  • sehr spaßiger Arcade Offroad Racer
  • bombastischer Soundtrack
  • über 70 abwechslungsreiche Strecken
  • viele liebevolle Details
  • perfekte Controller-Steuerung
  • lokaler Multiplayer (Splitscreen)

Contra

  • Grafikprobleme im Performance-Mode
  • Lenkradunterstützung noch unvollständig
  • vereinzelte gravierende Bugs
  • aktuell noch Serverprobleme

Wertung

Testergebnis: 90%

9.0 Sehr gut

Kaufempfehlung

80% Kaufempfehlung

80%Sehr empfehlenswert

Getestet wurde Dirt 5 auf PS4 von Tobias Creter. Das Spiel lag uns zum Zeitpunkt von unserem Test in Version 1.03 vor. Das Test Exemplar / der Review Code für Dirt 5 wurde uns von Plaion (Koch Media) kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!