Review

Dreamfall Chapters · Test

Veröffentlicht am 08.06.2017 von Tobias Creter

Titelbild von Dreamfall Chapters ()

Futuristisches Cyberpunk Adventure

In Dreamfall Chapters begleitet ihr drei spielbare Charaktere auf ihrer jeweiligen Reise durch zwei Parallelwelten. „Stark“ ist dabei eine Cyberpunk-Version unserer Zukunft im 23. Jahrhundert, in der Wissenschaft und Ordnung dominieren. Das Gegengewicht dazu ist „Arcadia“, die Welt der Magie und des Chaos - eine technisch weit weniger fortschrittliche Fantasy-Welt. Für die Balance zwischen den Welten sorgt ein Wächter, der die Energien zwischen Stark und Arcadia kanalisiert. Dann gibt es noch einige wenige Menschen, die sich frei zwischen den Welten bewegen können und nur noch eine bekannte Träumerin namens Zoë Castillo, die über ihre Träume in beiden Welten gleichzeitig existieren kann.

Screenshot von Dreamfall Chapters

Neues Futter für die Fans von The Longest Journey und Dreamfall

Dreamfall Chapters ist der von vielen lang erwartete Nachfolger von The Longest Journey und Dreamfall. Da ich die Vorgänger leider nicht gespielt habe, kann ich nur den neusten Teil des Kickstarter-finanzierten Adventures beurteilen. Das Spiel war auch ohne Vorkenntnisse problemlos spielbar, sicher blickt man aber mit Vorwissen schneller durch.

Das Spiel ist episondenartig aufgebaut und somit in 5 Bücher unterteilt. Nach jedem abgeschlossenen Buch bekommt man eine Zusammenfassung aller wichtigen Entscheidungen und deren Konsequenzen im weiteren Spielverlauf. Anders als bei anderen Spielen bekommt man hier in Dialogen relativ viel Infos zu den möglichen Gedankengängen und Entscheidungen bevor man sie trifft. Man kann meist ohne Zeitstress abwägen, wie man vorgehen möchte. Alternativ kann man sich auch ansehen, wie die Mehrheit der Spieler sich entschieden hat, um sich dem anzuschließen oder bewusst den anderen Weg zu wählen.

Screenshot von Dreamfall Chapters

Gameplay & Steuerung

Aber kommen wir erstmal zum Anfang, wo wir als Zoë Castillo beginnen, die nach den Geschehnissen des Vorgängers im Koma liegt. Doch da sie die letzte bekannte Träumerin ist, kann sie das natürlich nicht aufhalten. Nachdem ihr euch mit Zoë und der grundlegenden Steuerung bekannt gemacht habt, wechselt die Geschichte zum Arcadier Kian, der nach dem Vaterlandsverrat im letzten Teil im Gefängnis auf seine Hinrichtung wartet. Die dritte spielbare Hauptfigur ist das Mädchen Saga, die nur zur Hälfte menschlich ist und auch aus einer Art „Gefängnis“ fliehen möchte. Dazu muss sie aber erstmal die Gitterstäbe ihres Babybetts überwinden. Viel mehr möchte ich auch garnicht auf die Handlung eingehen, um nicht zu spoilern.

Die Rätsel waren für meinen Geschmack etwas zu leicht und auch der übliche Einheitsbrei. Man rennt leider auch ziemlich viel von A nach B. Dabei sind die teilweise verfügbaren Karten auch nur bedingt hilfreich. Doch man findet sich irgendwie zurecht und so riesig ist die Spielwelt nun auch nicht. Und wenigstens sind die Checkpoints sehr fair gesetzt.

Mich hat die Story von Anfang an gefesselt und im letzten Drittel steigt die Spannungskurve auch nochmal schön an. Auf meiner fast 30-stündigen Reise durch die Zwillingswelten wurde ich oft überrascht und immer gut unterhalten. Ca. ab der Hälfte wird das Spiel allerdings sehr dialoglastig und geht dadurch schon mehr in die Richtung interaktiver Film.

Als Bonus gibt es neben den üblichen Artworks auch zwei gelöschte Szenen, die man optional sogar spielen kann. Meinem Spiel lag zudem ein Code für den Soundtrack des Spiels bei.

Screenshot von Dreamfall Chapters

Grafik & Sound

Dreamfall Chapters ist ein Adventure mit sehr guter Story und die sollt ihr ja beim Durchspielen geniessen können. Die Grafik ist hierbei für das Genre überdurchschnittlich gut. Die unterschiedlichen Orte sind liebevoll umgesetzt und sehen toll aus. Auch die Charaktere sind auf gutem Niveau. Lediglich die Animationen sehen oft ein wenig hölzern aus. Hier merkt man dem Spiel dann eben doch an, dass es kein AAA Titel ist, sondern ein bei Kickstarter über Crowdfunding finanzierter Fanservice für die Liebhaber der ersten beiden Teile.

Das Spiel ist komplett in Deutsch spielbar und bis auf wenige Ausnahmen auch gut übersetzt und synchronisiert. Leider kommt es manchmal bei zu ungeduldigem Klicken zur Überlagerung von mehreren Tonspuren. Entschädigt wird man durch einen tollen Soundtrack, der unaufdringlich ist aber die Atmosphäre gut unterstützt.

Screenshot von Dreamfall Chapters

Fazit

Die größte Stärke von Dreamfall Chapters ist ganz klar die tolle Story, die zu fesseln und überraschen weiß. Grafik und Sounds sind auf gutem Niveau, lediglich die Animationen der Charaktere wirken etwas hölzern. Das mindert den Spielspaß aber meiner Meinung nach nicht wirklich. Was mich mehr gestört hat waren die etwas zu langen Ladezeiten beim Szenenwechsel und die Laufwege. Sehr gut gefallen haben mir die lebendigen Charaktere und die genau richtige Portion Humor, die den Spielverlauf auflockert. Die getroffenen Entscheidungen haben spürbare Konsequenzen und so wäre auch ein zweiter oder dritter Durchlauf nochmal interessant. Alles in Allem ist Dreamfall Chapters ein sehr spannendes und gelungenes Adventure. Fans der Serie können ohne Bedenken zugreifen.

Pro

  • tolle, umfangreiche Story
  • fürs Genre gute Grafik
  • stimmiger Soundtrack
  • interessante Charaktere
  • spielbares Bonusmaterial
  • meist gute deutsche Synchro

Contra

  • hölzerne Animationen
  • gelegentliche Ruckler
  • viel zu leichte Rätsel
  • ab der Mitte sehr dialoglastig

Wertung

Testergebnis: 80%

8.0 Gut

Kaufempfehlung

75% Kaufempfehlung

75%Empfehlenswert