Review

Operation: Tango · Test

Veröffentlicht am 01.06.2021 von Tobias Creter

Titelbild von Operation: Tango (PC, PS4, PS5)

Ein gelungenes Koop-Spionage-Abenteuer für Zwei

Das kleine kanadische Entwicklerstudio Clever Plays aus Montreal geht nach dem actionlastigen Erstlingswerk Leap of Fate nun komplett neue Wege. Operation: Tango ist ein asymmetrisches Spionage Abenteuer, das nur im Koop spielbar ist. Dabei schlüpfen die beiden Spieler in völlig unterschiedliche Rollen und haben dementsprechend auch ganz andere Aufgaben. Das mutige Spielprinzip wurde im Rahmen der Gamescom 2020 als "Bestes Multiplayer-Spiel" ausgezeichnet. Nun könnt ihr endlich selbst in die Rolle des Hackers Alistair oder Geheimagent Angel schlüpfen. Für PlayStation Plus Mitglieder gibt es das Spiel sogar direkt zu Release kostenlos aber leider nur, wenn ihr es schon geschafft habt euch eine der heiß begehrten PS5 zu sichern. Das Spiel sollte eigentlich zum Release auch für Xbox veröffentlicht werden, aber leider wurden die Versionen für die Xbox und den Epic Games Store kurzfristig auf unbestimmte Zeit verschoben. Der reguläre Preis für PC und Konsolen liegt bei relativ fairen 16,99€. Erfahrt im nachfolgenden Test, ob sich das Spiel für euch lohnt.

Screenshot von Operation: Tango

Bist du eher ein Hacker oder Geheimagent?

Bei Operation: Tango kannst du in beide Rollen schlüpfen. Allerdings geht das nicht gleichzeitig, da das Spiel ein asymetrisches Koop-Abenteuer ist, das man nur zu zweit online spielen kann. Ja, richtig gehört, es gibt weder einen Single-Player, noch einen Splitscreen für Couch-Koop. Aber zumindest gibt es einen sehr fairen Friend-Pass, durch den es völlig ausreicht, wenn einer von beiden das Spiel besitzt. Auch echtes Crossplay zwischen verschiedensten Plattformen ist möglich, so sollte doch eigentlich jeder einen Freund finden, mit dem er das Spiel gemeinsam erleben kann.

In sechs unterschiedlichen Missionen schlüpft ihr dabei in die Rolle eines Hackers und eines Geheimagenten, um verschiedenste Rätsel zusammen zu lösen. Dabei spielt Kommunikation eine sehr wichtige Rolle, den man sieht selten was der andere überhaupt grade macht. Will der Agent in einen verschlossenen Bereich, so kann er mit Hilfe des Hackers und den richtigen Hinweisen beispielsweise eine fremde Identität annehmen und sich einen Termin eintragen lassen, um durch die Sicherheitskontrolle zu kommen. Und das ist nur ein simples Beispiel für die erzwungene Zusammenarbeit. Alleine ist Operation: Tango schlicht nicht lösbar – und auch gar nicht spielbar.

Screenshot von Operation: Tango

Gameplay & Steuerung

Vor jeder Mission wählen beide Spiele ihre Rolle aus und starten dann entweder als Field Agent oder Hacker. Je nachdem was man wählt startet man entweder mitten in der Mission oder hinter einem virtuellen Computerbildschirm. Nur durch Kommunikation kann man dem jeweils anderen vermitteln, was man grade vor sich sieht und was man evtl. von ihm benötigt. Das kann eine IP-Adresse oder ein Passwort sein aber auch komplexere Vorgänge erfordern. Natürlich muss der Hacker kein echter Computerspezialist sein, um die Hacks durchzuführen. Das Hacking wird stark vereinfacht oder symbolisiert dargestellt und erfordert meist eine Kombination aus gesundem Menschenverstand und Geschicklichkeit. Als Agent läuft man in Ego-Perspektive durch die jeweilige Mission und erkundet das Gebiet. Man weicht mit Hilfe des Hackers Drohnen oder Laserstrahlen aus, bedient Maschinen, öffnet Türen oder ähnliches. Es gibt keine Actionpassagen oder Schießereien. Ziel ist es ungesehen einzudringen, den Job zu erledigen und an einem Stück wieder raus zu kommen. Manchmal wird durch Zeitdruck mehr Spannung aufgebaut aber die zeitlichen Vorgaben sind sehr fair. Und wenn doch mal etwas schief geht, kann man sofort am letzten Checkpoint neu einsteigen.

Die Steuerung ist in beiden Fällen, also als Hacker oder Agent, meist sehr intuitiv. Nur manchmal fragt man sich, warum es jetzt so unnötig kompliziert sein muss. Es gibt ein paar Rätseltypen, die hauptsächlich dadurch schwer sind, weil die Steuerung dort etwas unpräzise ist aber vermutlich sollte das so sein, um auch eine Geschicklichkeitskomponente mit im Spiel zu haben. Die Rätsel bei denen einer nur nach oben und unten lenkt, während der andere Spieler für rechts und links verantwortlich ist empfand ich im Test als sehr nervig.

Screenshot von Operation: Tango

Grafik & Sound

Die grafische Präsentation würde ich eher als zweckmäßig bezeichnen. Ich bin kein Grafikfetischist aber irgendwie empfand ich Operation: Tango in diesem Punkt als etwas schwach. Das mag Geschmackssache sein aber für ein echtes Ethan Hunt oder James Bond Feeling war mir die Grafik einfach viel zu flach und schlicht. Die Liebe fürs Detail hat mir einfach gefehlt. Außer den zwingend benötigten Objekten kann man mit Nichts interagieren. Dabei liegen durchaus ein paar Gegenstände rum, die man den Agent wenigstens hätte aufheben lassen können, um dann zu prüfen, ob darauf ein Hinweis zu finden ist. Vom Detailgrad liegt das Spiel noch unter der üblichen PSVR Qualität und trotzdem kam es auf der PS5 zu kleinen Rucklern bei Kameraschwenks. Nicht dramatisch aber zumindest ärgerlich.

Soundtechnisch ist das Spiel ok aber ohne nennenswerte Highlights. Die Musik erinnert zwar an typische Agentenfilme, was gut zum Setting passt aber im Gedächtnis geblieben ist mir davon nichts. Aber da das Spiel ja eh auf ständige Kommunikation setzt bekommt man von der Musik ja ohnehin nicht viel mit. Die Sprachausgabe ist leider nur auf Englisch verfügbar. Texte gibt es wahlweise auch in Deutsch. Es ist ratsam die gleiche Sprache für beide Koop-Partner einzustellen, da es sonst noch als zusätzliche Hürde die teilweise unterschiedlichen Bezeichnungen gibt.

Screenshot von Operation: Tango

Fazit

Ich liebe gute Koop-Spiele und leider gibt es davon viel zu wenig. Mit Operation: Tango ist nun ein weiterer schöner Titel dazu gekommen, der zudem auch sehr originell ist. Durch den asymmetrischen Ansatz wird man zur Zusammenarbeit und Kommunikation gezwungen, was in diesem Fall wirklich etwas positives ist. Mit zwei komplett verschiedenen spielbaren Charakteren kann man das Agentenspiel zweimal durchspielen ohne dabei das Gleiche zu erleben. Es ist sogar durchaus interessant nach dem ersten Mal die andere Perspektive zu erleben und so besser zu verstehen, was der Koop-Partner da überhaupt gemacht hat. Zwar werden viele der Rätsel weitgehend zufällig generiert aber ob Operation: Tango auch nach dem dritten oder vierten Durchspielen noch Spaß macht muss sich noch zeigen. Die grundlegende Rätselmechanik kennt man dann ja und die Spannung ist weitgehend weg.

Trotzdem ist das Spiel durch das originelle Spieldesign für mich eine kleine Perle im Koop Bereich. Mit beiden Rollen hatte ich einige sehr lustige und unterhaltsame Stunden. Was mir etwas gefehlt hat, war die Möglichkeit den Koop-Partner einfach mal absichtlich zu ärgern und im Steine in den Weg zu legen. Das hätte den Spaßfaktor noch weiter erhöht aber wohl nicht so gut ins Agenten-Setting gepasst. Die meisten Rätsel sind gut designt und sehr gut auf zwei Spieler aufgeteilt. Wer Koop-Spiele mag sollte zumindest einen Blick riskieren, denn Operation: Tango macht vieles richtig. Über die kleineren Probleme zum Testzeitpunkt, wie Ruckler, Verbindungsabbrüche und Bugs kann ich da wohlwollend hinweg sehen, zumal diese vermutlich noch behoben werden.

Pro

  • zwei komplett unterschiedliche Charaktere
  • tolles kommunikatives Koop-Erlebnis
  • viele unterschiedliche Rätsel
  • abwechslungsreiche Missionen
  • kostenloser Friend Pass

Contra

  • manche Rätseltypen sind echt nervig
  • stellenweise noch gamebreaking Bugs
  • Steuerung manchmal unnötig kompliziert

Wertung

Testergebnis: 70%

7.0 Gut

Kaufempfehlung

60% Kaufempfehlung

60%Angebot abwarten

Getestet wurde Operation: Tango auf PS5 von Tobias Creter. Das Spiel lag uns zum Zeitpunkt von unserem Test in Version 1.000.000 vor. Das Test Exemplar / der Review Code für Operation: Tango wurde uns von gärtner pr kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!