Overcooked · Test
Veröffentlicht am 13.12.2016 von Tobias Creter
Kochen bis die Küche brennt
Im chaotischen Couch-Cooking-Adventure Overcooked geht es darum das Zwiebelreich zu retten, das vom uralten essbaren Bösen heimgesucht wird. Klingt komisch - ist aber so. Mit 1-4 Spielern muss man diverse Gerichte zubereiten, servieren und Geschirr spülen. Das klingt erstmal wesentlich einfacher als es dann in den ständig wechselnden Levels mit unterschiedlichsten Bedingungen in Wirklichkeit ist. Wer denkt, dass es reicht alle Folgen von „Grill den Hensler“ und „Das perfekte Dinner“ gesehen zu haben, wird sein blaues Wunder erleben. Mein Review bezieht auch die zwei DLC „The Lost Morsel“ und das kostenlose „The Festive Seasoning“ mit ein.
Vorsicht, nichts anbrennen lassen!
Schon wieder die Welt bzw. hier das Zwiebelreich retten... Normalerweise würde man für so eine Mission wohl eher das A-Team rufen aber in diesem speziellen Fall soll es ein kleines Grüppchen von Köchen richten. Ich vermute mal ganz stark, dass alle echten Helden grade irgendwo lecker Essen waren und somit kein besseres Team zur Verfügung stand. Diese Erklärung ist genau wie die Handlung völlig an den Haaren herbeigezogen und auch absolut unnötig. Meiner Meinung nach benötigt nicht jedes Spiel eine echte Story und weniger ist manchmal einfach mehr. Overcooked hat seine Stärken ganz klar im Koop-Modus (am Besten zu viert) und mit ein paar stressresistenten, ehrgeizigen Freunden macht es einen riesen Spaß.
Gameplay & Steuerung
Overcooked lässt sich zwar auch komplett alleine spielen aber mit Freunden macht es einfach deutlich mehr Spaß. Bei den Steuerungsoptionen gibt es eine Besonderheit, die sich wahlweise für Einzelspieler mit überdurchschnittlich guten Multitaskingfähigkeiten eignet oder immer dann hilfreich ist, wenn mehr Mitspieler als Controller vorhanden sind: man kann mit einem Controller zwei Charaktere steuern. Dazu lässt sich der Controller sozusagen splitten. Mit der linken Hälfte steuert man dann einen Koch und mit der rechten Hälfte den Anderen. Ich persönlich war zu unfähig, um damit gleichzeitig zwei Charaktere zu lenken aber vielleicht gibt es ja Spieler, die das können. Alle anderen können im Singleplayer mit R1 und L1 zwischen zwei Köchen wechseln. Das macht Sinn, um die Wege kurz zu halten und um mit dem knappen Zeitlimit klar zu kommen. Wenn man alleine spielt, dauern die Zubereitungstätigkeiten etwas länger und so kann man immer dem einen Koch entwas zu tun geben und dann zum Anderen wechseln und mit diesem zeitgleich eine andere Aufgabe erledigen. Funktioniert gut aber ist deutlich stressiger als im Mehrspieler Modus.
Es gibt viele verschiedene Gerichte, die je nach Level zubereitet werden müssen. Am Anfang geht es mit relativ einfachen Suppen los. Dazu muss man nur die benötigten Zutaten kleinschneiden und in einen Topf auf dem Herd werfen. Komplizierter wird es dann zum Beispiel bei der Zubereitung von Hamburgern, Pizza, Wraps, Fish & Chips oder Truthähnen. Da werden immer unterschiedliche Kombinationen von Zutaten benötigt und manche müssen gehackt, geklopft oder erhitzt werden. Das alles unter ständigem Zeitdruck, denn die hungrigen Mäuler wollen möglichst schnell gestopft werden, um viel Trinkgeld zu bekommen. Im schlimmsten Fall bekommt man für eine unerledigte Bestellung sogar wieder Punkte abgezogen. Nicht dass man zwischendurch Langeweile hätte aber neben all dem Zutaten besorgen und entsprechend zubereiten muss man auch noch die schmutzigen Teller spülen, damit man überhaupt neue Gerichte servieren kann. Wenn es ganz dumm läuft und der Topf zu lange auf dem Herd steht, geht dieser auch gerne mal in Flammen auf, die sich rasend schnell auf die komplette Küche ausbreiten, wenn man nicht rechtzeitig mit dem Feuerlöscher da ist.
Das größte Problem sind die ständig vollkommen anderen Levels, die euch zusätzlich versuchen die Suppe zu versalzen. Ob durch enge Gänge, sich verschiebende Küchenzeilen, getrennte Bereiche oder Förderbänder, ihr werdet nahezu nie schaffen ein komplettes Gericht alleine zuzubereiten. Hier ist Teamwork und Kommunikation gefragt - ohne werdet ihr kläglich scheitern und das Zwiebelreich wäre für immer verloren. Der Ärger fängt schon damit an, dass meist die Zutaten nicht allen Spielern zur Verfügung stehen. Man ist eigentlich die ganze Zeit in Bewegung und muss sich in jedem Level von Neuem überlegen, wie man die Aufgaben am Besten verteilt. Eine Warnung vorweg: Spielt Overcooked nur mit Freunden, die es abkönnen, wenn man sich im Eifer des Gefechts auch mal anschreit. Spätestens wenn die Truthähne mit dem Flammenwerfer gegrillt werden müssen steigt auch die Brandgefahr enorm an. Wenn dann der Feuerlöscher am anderen Ende des Levels steht, steht man auch schnell mal mitten im flammenden Inferno.
In jedem Level kann man 1-3 Sterne erreichen. Dazu benötigt man eine entsprechende Punktzahl. Jede korrekt ausgelieferte Bestellung gibt Punkte und zusätzlich noch einen Trinkgeldbonus bei schneller Bearbeitung. Am oberen Bildschirmrand sieht man die noch offenen Bestellungen inkl. der benötigten Zutaten und einen Zeitbalken, der runterläuft. Wenn eine Bestellung nicht innerhalb der Zeitspanne geliefert wird, gibt das Punktabzug. Theoretisch kann man das aber in manchen Fällen auch in Kauf nehmen und sich auf komplexere Gerichte konzentrieren, denn da gibts auch mehr Punkte. Man kann die Gerichte in beliebiger Reihenfolge abarbeiten, es ist nur darauf zu achten, dass man nicht irgendwelche Zutaten zusammenschmeißt, die garnicht Bestellt wurden. Falls das mal passiert hilft nur noch der Mülleimer. Wenn man lieber gegeneinander als zusammen spielt, kann man sich auch ein 1 vs 1 oder 2 vs 2 Kochduell liefern. Mir machte der Koop aber viel mehr Spaß.
Grafik & Sound
Das Casual Game ist in knuffigem Comiklook umgesetzt. Jedes Rezept wird beim ersten Mal kurz beschrieben und die für die Zutaten verwendeten Icons sind gut gewählt und selbsterklärend. Sicher ist das Spiel kein neues Grafikwunder aber fürs Genre passt das so allemal. Gleiches Gilt auch für den Sound.
Fazit
Nachdem auch im TV immer mehr Kochsendungen zur Prime Time laufen, war es nur eine Frage der Zeit, bis auch die Spieleindustrie dieses Thema aufgreift. Mit Overcooked kam da gleich ein richtig gutes Multiplayer-Spiel auf den Markt, das vom Fun-Faktor einfach genial ist. 3 Sterne zu bekommen ist oft nicht einfach und man muss gut zusammenarbeiten, sich ständig absprechen und hartnäckig dran bleiben, wenn es nicht gleich beim ersten Versuch klappt. Die kreativen und sehr unterschiedlichen Levels bieten viel Abwechslung und hohen Spielspaß. Spätestens wenn man im Dunkeln mit Taschenlampe auf der Suche nach Zutaten und Herd ist wird es total chaotisch. Den lieblos umgesetzte Story hätte man besser einfach ganz weglassen sollen. Das Spiel ist ein typischer Fall von „easy to learn - hard to master“. Ohne gutes Teamplay wird man nicht weit kommen. Der Schwierigkeitsgrad steigt steil an und man sollte es nur zusammen mit geduldigen Freunden spielen. Mit den richtigen Koop-Partnern auf der Couch sind kurzweilige und lustige Abende vorprogrammiert. Die zwei bisher erschienenen DLC bringen noch mehr Abwechslung und einer davon ist sogar kostenlos. Ich hoffe es folgen noch weitere!
Pro
- grandioses Koop-Spiel
- sehr abwechslungsreiche Levels
- große Rezeptvielfalt
- einfache Steuerung
Contra
- völlig unnötige Handlung
- hoher Schwierigkeitsgrad
- großes Frustpotential
Wertung
8.0Gut
Kaufempfehlung
75%Empfehlenswert
Getestet wurde Overcooked auf PS5 von Tobias Creter. Das Test Exemplar / der Review Code für Overcooked wurde uns von Sony Interactive Entertainment Europe kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!