Sackboy: A Big Adventure · Test

Sackboy diesmal ganz ohne seinen Little Big Planet

Mit Little Big Planet hat Media Molecule Ende 2008 den ersten wahnsinnig umfangreichen Levelbaukasten für die PlayStation 3 veröffentlich. Schon damals war Sackboy der knuffige Held der Spielereihe und hüpfte sich in so manches Gamerherz – unter anderem auch in meins. Nach mehreren Teilen LBP und Ablegern für PS Vita und Mobilgeräte lässt Sackboy nun den Levelbaukasten hinter sich und bekommt ein eigenes großes Abenteuer. Bei der Ankündigung von Sackboy: A Big Adventure freute ich mich zwar sehr über einen längeren Story Mode, bin aber auch ein wenig traurig, dass der Editor und somit auch die usergenerierten Levels nun Geschichte sind. Klar, mit dem ebenfalls von Media Molecule stammenden Dreams gibt es mittlerweile einen noch deutlich komplexeren Baukasten und diesem merkt man den LBP-Ursprung auch an aber das ist eben nicht das selbe. Auch LBP wurde schon immer auch dazu genutzt komplett andere Spiele und Erfahrungen zu erschaffen aber im Grunde war es eben doch ein Leveleditor für Sackboy. So gab es auch immer Nachschub an Levels, die teilweise den originalen Levels der Entwickler in Nichts nachstanden. Jetzt gibt es in Sackboy "nur" noch die vom neuen Entwickler Sumo Digital kreierten Welten und wenn man die einmal alle gesehen hat, bleibt höchstens die Hoffung auf DLC. Lasst uns also in diesem Test schauen, ob Sackboy auch ohne Little Big Planet funktioniert und der Umfang ausreicht, um lange Spaß mit dem Spiel zu haben.

Sackboy ist nun ein echter 3D Plattformer

Little Big Planet war schon immer ein 2.5D Spiel. Die Umgebung sah zwar aus wie 3D aber man bewegte sich immer nur zweidimensional. Es gab zwar in späteren Teilen auch Levelelemente, wie beispielsweise Rutschen, durch die diese Grenze ausgedehnt wurde aber noch nie war eine echte dreidimensionale Bewegung möglich. In Sackboy: A Big Adventure ist das jetzt anders, denn auch wenn dort die wechselnden Kameraperspektiven immer fest vorgegeben sind, kann man sich zu jeder Zeit komplett frei bewegen. Und diese Veränderung funktioniert wirklich gut und bringt eine ganz neue Spieltiefe.

Die Story ist zwar im Prinzip genau das Gleiche, wie in hunderten Jump & Runs zuvor aber wird recht nett erzählt und ist ja eigentlich auch nur Nebensache. Die kunstvolle Welt, in der Sackboy und seine Freunde leben, wird vom Bösewicht Vex bedrohnt, der mit seinem Auf-den-Kopf-Steller alles umkrempeln möchte. Der Legende nach kann nur ein echter Strickritter ihn aufhalten und genau da kommt Sackboy ins Spiel, der alleine bzw. zusammen mit bis zu drei Freunden im Koop die Welt retten muss. Einen kleinen Haken gibt es dabei aktuell aber noch: Koop funktioniert bisher nur lokal und nicht online. Der Online Multiplayer wird erst noch bis Ende des Jahres in einen Update kostenfrei nachgereicht.

Gameplay & Steuerung

Viele Gameplay-Elemente wurden direkt aus den geistigen Vorgängern übernommen, so kann Sackboy laufen, springen und sich an manchen Materialien auch festhalten. An einigen Stellen kommt auch wieder sein beliebter Haken zum Einsatz, der ihm schon früher gute Dienste geleistet hat. Aber auch neue Mechaniken wie zum Beispiel eine Art gleiten nach dem Sprung, ein Hechtsprung, eine Rolle oder eine Stampfattacke haben es ins Spiel geschafft. Natürlich dürfen auch neue Gadgets nicht fehlen, doch die dürft ihr mal schön selbst entdecken. Die zahlreichen Gegner haben sehr unterschiedliche Angriffsmuster, die Bosskämpfe hingegen waren etwas zu belanglos und einfach. Überall in den Levels könnt ihr Sammelblasen finden, manche sind allerdings gut versteckt. In vielen Levels gibt es zudem geheime Räume, in denen man die unterschiedlichsten Mini-Spiele absolvieren muss, um an den Gewinn zu kommen. Prinzipiell ist zwar das komplette Spiel zu viert spielbar, zusätzlich gibt es aber pro Welt noch ein spezielles Level, das man nur im Koop betreten kann. Hier kommt es dann auch wirklich auf gute Zusammenarbeit an, um die Rätsel zu überwinden. Die Steuerung ist leicht zu erlernen und geht schnell ins Blut über. Mein größtes Problem war manchmal – trotz hilfreichem Schattenwurf – den korrekten Landepunkt zu erwischen. Aber da die Checkpoints alle sehr fair gesetzt sind wurde das nie zum Problem. Die adaptiven Trigger und die Vibrationen des DualSense werden zwar in der PS5 Version genutzt, bleiben aber weit hinter den Möglichkeiten zurück, wenn man z.B. direkt mit Astro's Playroom vergleicht. Man startet übrigens jedes Level mit max. fünf Leben, die im Normalfall auch ausreichen, zumal man sich verlorene Leben zurück verdienen kann. In den Optionen lässt sich dieses Limit aber optional abschalten, was bei kleineren Kindern Frust vermeiden könnte.

Grafik & Sound

Die mittlerweile schon etwas ältere Unreal Engine 4 zeigt in Sackboy: A Big Adventure einmal mehr, was noch in ihr steckt. Das Spiel läuft auf der PS5 butterweich und sieht zu jeder Zeit fantastisch aus. Die verwendeten Texturen und Materialien sind perfekt aufeinander abgestimmt und setzen sich zu einer kunterbunten Welt zusammen. Als Verbindung zwischen den einzelnen Levels gibt es mehrere Oberwelten, die den Leveleinstieg ermöglichen und auch ein paar Geheimnisse verbergen. Dort kann man auch neue Outfits kaufen oder aus bereits gesammelten Teilen erstellen. Der nette Händler Zom Zom hilft euch gerne beim Anprobieren, so lange ihr genug goldene Glöckchen (sog. Sammelschellen) dabei habt. Ihr könnt euch bis zu 30 fertige Outfits abspeichern. Sackboy erstrahlt dabei in noch nie dagewesenem Detailreichtum – man kann buchstäblich jeden einzelnen Faden erkennen. Doch nicht nur er, sondern auch seine Feinde glänzen durch farbenfrohe Vielfalt und liebevolle Details. Die Levels sind ebenfalls sehr abwechslungsreich und bieten viele verschiedene Gameplay-Elemente. Fans der LBP Reihe fühlen sich sofort an die alten Teile zurück erinnert, denn die Sounds wurden weitgehend 1:1 übernommen und haben somit einen hohen Wiedererkennungswert. Die musikalische Untermalung ist wie gewohnt vom Feinsten und diesmal sind sogar ein paar bekannte Musiktitel mit an Bord, die von Britney Spears über Madonna bis hin zu Mark Ronson ft. Bruno Mars reichen. Auch die deutsche Synchro braucht sich nicht zu verstecken.

Fazit

Als großer Fan der Litte Big Planet Reihe hat mich Sackboy: A Big Adventure nicht enttäuscht. Man fühlt sich sofort wieder wohl mit dem kleinen knuddeligen Kerl. Die neuen Fähigkeiten und Mechaniken bringen frischen Wind und Abwechslung. Auf der PlayStation 5 gibt es nahezu keine Ladezeiten und alles läuft perfekt und auf hoher Auflösung. Das clevere Leveldesign und die vielen kleinen Details zeigen mir, dass die Entwickler viel Liebe in Sackboy gesteckt haben. Insgesamt wird mit fünf Welten, einer Bonuswelt, jeder Menge Mini-Spielen und den zusätzlichen Strickritter Herausforderungen inhaltlich genug geboten, um den Wegfall des Leveleditors auszugleichen. Zumal man die Levels problemlos öfter spielen kann und auch muss, um auf 100% zu kommen. Wirklich alles einzusammeln und jedes Level ohne zu sterben zu absolvieren ist wahrlich keine leichte Aufgabe. Die Story ist zwar nichts Neues aber zumindest wird sie schön erzählt. Hier muss man auch die gute deutsche Synchronisation nochmal lobend erwähnen.

Meiner Meinung nach muss sich Sackboy nicht hinter den aktuelleren Mario-Teilen verstecken. Die Entwickler von Sumo Digital haben zwar nicht das Rad neu erfunden aber Sackboy: A Big Adventure ist ein spannendes Jump & Run Abenteuer mit viel Abwechslung und guten Ideen. Ein klein wenig trauere ich aber dennoch der Möglichkeit nach, sich eigene Levels erstellen zu können oder die der Community zu spielen.

Anmerkung: Der 2-4 Spieler Online Multiplayer kommt leider erst per Update gegen Ende des Jahres.

Wertung

9.5 Hervorragend

Kaufempfehlung

90% Kaufempfehlung

90%Absoluter Pflichtkauf