Review

Sunny Cafe · Test

Veröffentlicht am 09.07.2024 von Soul-1

Titelbild von Sunny Cafe (PC, PS4, PS5, Switch, Xbox One, Xbox Series)

Kaffeeschatz oder Kaffeeklatsch?

Sunny Cafe ist ein Visual Novel von Taiwanesischen Indie Entwickler mit einem sehr interessanten Ansatz. Neben einer Romanze soll den Spielern auch das Thema Kaffee etwas näher gebracht werden. Für eine kleine Gruppe an Apple-Nutzern wird sich dieser zweigleisige Ansatz wohl an Bar Oasis erinnern, bei dem es um Cocktails ging.

Doch es ist kein einfaches Unterfangen, denn beim Kaffee handelt es sich um ein ehemals schlummerndes Thema, das anscheinend in den letzten Jahren wieder erwacht wurde. Vor allem durch das Wachstum von "Home Baristas" während der Corona-Zeit, die nicht auf ihren besonderen Kaffee verzichten wollten. In der Spielbeschreibung wird diese auch als die dritte Welle von Spezialitätenkaffee genannt. Bei Interesse gibt es noch mehr Informationen dazu nach dem Review!

Die nächste Frage liegt darin, wie gut die Romanze ist und wie das Thema Kaffee darin integriert wird. Bringt Sunny Cafe den Spieler durch die Romanze das Herz zum Rasen und erschafft den nächsten Home Barista oder ist es nur ein einfaches Visual Novel mit einfachen Kaffee-Fakten? Wir werfen einen Blick auf beides: die Geschichte und den Edutainment-Faktor.

Dritte Welle und Spezialitäten Kaffee
Beide sind unterschiedliche Themen. Bei den Wellen geht es sozusagen um den Kommerziellen Kaffee. Die erste is sozusagen die generelle Kommerzialisierung von Kaffee und dessen Bohnen in verschiedenen Formen. Dies war der dominante Zeitraum von Robusta Bohnen.
Bei der zweiten wird anscheinend gerne Starbucks genannt, denn genau diese Kette hat es geschafft Kaffeeläden als ein besonderes Erlebnis zu vermarkten. Außerdem soll in diesen Zeitraum und die Geschäfte dieser Art die Arabica Bohne zur Dominanz verholfen haben. Allerdings waren sie dunkel geröstet, weshalb viele besondere Noten der Bohnen durch den Röstungsprozess verloren gingen.
Mit der dritten Welle etablierten sich die besondere Kaffeeläden die mehr manuelle Zubereitungsmethoden anbieten wie z.B. die Stempelpresse, die Chemex, die Bayreuther Kaffeemaschine, usw., sowie eine Anpassung der Methode z.B. bei der Temperatur. Das interessante daran ist, das diese Läden öfters auch die Röstereien sind und dementsprechend wie eine Vinothek Funktionieren.

Bei den Spezialtäten Kaffees geht es eher um die Bohnen, deren Ursprung und Qualität.


Die (Un-)tiefen des Kaffees

Dieses Review ist bisher wohl der aufwändigste und rangiert sogar höher als Knockout Home Fitness, Sifu und Like a Dragon: Isshin!, da es sich um ein praktikables Thema handelt. Ich hatte jedoch nicht damit gerechnet, dass es so viele Faktoren gibt, die sich auf den Prozess auswirken können. Ebenso gibt es eine gute Menge an Möglichkeiten, einen Kaffee zuzubereiten. Das Wort Rezept ist für die Tiefe und Komplexität der Möglichkeiten eine passende Wahl.

Weiterhin kommt auch noch die Tatsache hinzu, dass für den Geschmack des Kaffees verschiedene Geschmacksnoten wie Blaubeere, Haselnuss, Honig, etc. benutzt werden, weshalb es wichtig ist, diesen Angaben mit den eigenen Erfahrungen Kontext zu verleihen. Dieses Hobby kann günstig mit einem Kaffee Dripper anfangen bis hin zu über 3000€ für eine Espressomaschine und gleichermaßen teure Kaffeemühle, die einem die Möglichkeit verleiht viele Faktoren wie Druck, Fluss und Temperatur mit Statistik und Graphen sowie das Erstellen von Profilen.

Die Erwartungen richtig setzen

Man ist bei der Beschreibung sehr offen und gibt eine bescheidene Spielzeit von 4 Stunden und 130.000 Wörtern an. Das ist weniger als einer der Herr der Ringe Bücher (kürzester ist die Rückkehr des Königs mit ca. 137.000). Der Hauptweg stellt ca. 90% und der Rest wird auf den Bonus Geschichten und den verschiedenen Enden verteilt. Es handelt sich hier also um einen kompakten Inhalt.

Screenshot von Sunny Cafe

Blüht Liebe auch im Cafe?

Unser Protagonist Bowen WU, der Sohn von Besitzern des Cafe Origin, trifft auf einem regnerischen Heimweg auf seine Liebe auf den ersten Blick, die sich ein wenig verirrt hat. Ruckzuck hilft er ihr den Weg zu weisen und schon endet das Treffen mit wenig Hoffnung, dass er sie je wiedersehen wird.

Im Cafe erfährt man dann, dass seine Eltern auf Reisen sind, um neuen Kaffee zu finden (dies ist bei Kaffeeröstern nicht ungewöhnlich), während er und der vertretende Manager Benedict sich darum kümmern. In den ruhigen Momenten erfährt man mehr über ihn, seine aktuellen und zukünftigen Sorgen.

Doch in einer sehr nahen Zukunft kommt es zum zweiten Aufeinandertreffen mit dem Mädchen im Regen und diesmal sogar auf dem Heimatgebiet.

Wird es seine Liebe des Lebens oder gibt es vielleicht noch jemand anderes?

Charmante Partnerin

Über das gesamte Spiel gibt es nur eine Partnerin. Doch das Zusammenkommen ist nur ein Teil der Gleichung. Ein weiterer wichtiger Teil ist nämlich auch, was danach kommt und wie sich die Beziehung entwickelt. Schließlich sind sie noch im letzten Jahr vom College und dementsprechend kommen weitere Herausforderungen auf das Paar zu.

Es handelt sich hier zwar nicht um eine sonderlich komplexe oder tiefe Geschichte, aber sie hat ihren Charme. Jedoch kann sie für besondere Genießer etwas zu simpel sein. Weder der Weg zur Romanze noch die Zeit innerhalb darin haben viel Tiefe oder Komplexität.

Je nachdem, wie gut man abschneidet, bekommt man ein kurzes alternatives Ende. Dabei muss ich erwähnen, dass ich nach mehreren Durchgängen nur zwei finden konnte, gehe aber davon aus, dass es noch mehr gibt, da es in der Galerie noch freischaltbare Illustrationen gibt.

Screenshot von Sunny Cafe

Edutainment: Thema Kaffee

Eines der besonderen Merkmale von Sunny Cafe soll beim Thema Kaffee liegen, insbesondere den sogenannten Spezialitäten. Ein spezielles Thema, von dem wohl nur ein mikroskopisch kleiner Anteil an Menschen Wissen haben. Es ist extrem breit gefächert von Kaffeebohnen, Brühe Möglichkeiten und Techniken.

  • Die Sammelobjekte

Im Spiel werden verschiedene Brühe Möglichkeiten wie z.B. die Stempelpresse, den Mokkapot, den Clever Dripper, usw. als Sammelobjekte im Spiel versteckt. Beim Finden bekommt man hübsche Illustrationen und eine kleine Menge an Informationen dazu.

  • Die Minispiele

Weiterhin gibt es Minispiele für die Zubereitung, beispielsweise das Abwiegen und Mahlen der Bohnen, das Erwärmen und Anfeuchten des Filters, das Brühen von Filterkaffee und ein Memory Spiel für die Geschmacksnoten. Letzteres ist für mich aber eine merkwürdige Entscheidung, da es keinen pädagogischen Zweck erfüllt.

Beim Abwiegen geht es eigentlich um das Mengenverhältnis zwischen Kaffeebohnen und das Wasser. Doch das wird nicht erwähnt.

Ebenso ist die Körnung beim mahlen eher willkürlich, da man die Einstellung "versteckt" in einer Illustration links daneben erkennen muss. Normalerweise kommt es hier auf das Brühwerkzeug an. Für die Stempelpresse braucht man gröberes als Filterkaffee und Espresso muss wiederum feiner sein.

Das aufwärmen des Drippers und Filters ist ohne Zweifel sehr oft empfohlen, um die Brühtemperatur stabil zu halten und den Filter an den Dripper anzuschmiegen.

Beim Brühen bin ich ein wenig verwirrt, denn beim ersten Gießen wird eine Kreiselbewegung von Außen nach Innen ausgeführt. Eigentlich müsste dies von Innen nach Außen geschehen und das hat auch eine logische Begründung. Mehr dazu später bei den Kritikpunkten.
Weiterhin wird ein Gießmuster beim "Prism"-Filter eingesetzt zu dem ich nichts finden konnte. Vielleicht ist es eine taiwanesische Methode die niemand kennt?

  • Erwähnungen in der Story

Leider geht es wie bei der Geschichte nicht wirklich in die Tiefe und vermittelt eher nur Fakten über die Objekte anstatt Wissen über ihre Verwendung. Trotzdem ist es einigermaßen lobenswert, dass vor dem Brühen der Hauptcharakter beispielsweise die Brühtemparatur und die Wirkung einer Reduktion kurz erwähnt werden oder das Gießen nur in Richtung Mitte. Bedauerlicherweise sind es eher Ausnahmen als die Regel.

Screenshot von Sunny Cafe

Zwischenfazit Edutainment

Bei der Beschreibung auf Steam (aber nicht bei der Nintendo Switch) wird erwähnt, dass man Schritt für Schritt durch die dritte Welle des Spezialitätenkaffees geführt wird, bis hin zur Tasse. Aufgrund der bisher genannten Kritikpunkte muss ich dem ein wenig widersprechen. Wird man geführt? Ja. Bis hin zur Tasse? Ja, aber nur extrem grob und es fehlen fast alle Nuancen. Wer Sunny Cafe von Anfang bis zum Ende spielt, der wird nicht wissen, wie man eine Tasse „richtig“ brüht. Im schlimmsten Fall sogar falsch. Es ist nur eine Vermutung, aber ich glaube, bei der Entwicklung gab es entweder keine/n Spezialisten/in der ausgeholfen hat oder das Wissen wurde irgendwo zwischendrinnen durcheinander gebracht. Möglicherweise könnte es auch ein wenig an der Übersetzung liegen.

Abgesehen davon bietet es sehr schöne nebensächliche Fakten über die verschiedenen Objekte und Themen wie z.B. Herkunftsland und dessen Funktionsweise.

Screenshot von Sunny Cafe

Kritikpunkte

Man hat sich mit Sunny Cafe ein sehr interessantes Konzept ausgedacht, doch in der Ausführung wurde einiges an Potenzial auf der Strecke gelassen.

  • Romanze hat keine Zeit zum Blühen

Die Romanze ist eher abrupt, wobei sie bei den Nebencharakteren besonders kurz ist und bestenfalls nur Andeutungen bietet. Beim Hauptcharakter sieht es schon ein wenig schwieriger aus. Der Weg zum Liebesgeständnis, sowie die Folge bestehen nur aus sehr wenigen Momenten, teilweise sogar gefühlter maßen aus jeweils einem und zusätzlich werden dazu auch noch Zeitsprünge eingesetzt. Dementsprechend ähneln sich die Geschichten eher an Schnappschüssen anstatt einem vollmundigen Erlebnis.

  • Kleinigkeiten bei der Übersetzung

Aus unbekannten Gründen wird bei der Erzählung immer der volle Name verwendet, d.h. Man liest immer Bowen WU, Belle CHEN, Kathy GU, Leila GUO, etc. Dies führt zu einem unnatürlichen Lesegefühl. Vor allem, weil bei den Gesprächen wo auf die Nachnamen verzichtet wird. Weiterhin gibt es leider keine Möglichkeit, die chinesischen Namen zu verwenden. Ich verstehe zwar, dass man mit den englischen Namen es dem Spieler etwas leichter machen möchte, doch dadurch verliert es ein wenig an kulturellem Gefühl. Meines Wissens war das in Hong Kong üblich, da es eine englische Kolonie war, aber in Taiwan bin ich mir nicht sicher.

  • Fehlende Fachkenntnisse bei der Übersetzung?

Weiterhin gibt es Ungereimtheiten bei den Feinheiten, die eher nur Kaffee-Fans erkennen können. Genau wie jede andere Nische verwendet man in Zusammenhang mit Kaffee bestimmte „Fachwörter“.

Zum einen wurde der Aeropress mit Aloha Press übersetzt, wobei sie wiederum in den Fakten wieder richtig genannt wird. Zusätzlich wird in Zusammenhang das Wort “handmade” also handgemacht benutzt, es klingt zwar etwas dämlich, aber ich habe das Wort durch die Grammatik mit dem Aeropress selbst assoziiert. Ich gehe davon aus, dass man hier eigentlich “manual” meint, also manuell bedient.

Weiterhin wird das Wort “blooming” zwar in Zusammenhang mit dem Gießen eingesetzt, aber auch hier bin ich mir nicht sicher, was wirklich gemeint wird. Vor allem, da dieser Begriff nicht erklärt wird. Blooming bedeutet nichts anderes, als die Kaffeebohnen anzufeuchten, damit sie sich öffnen und den CO2 ausstoßen. Dieses CO2 wirkt sich geschmacklich säuerlich aus und verdrängt das Wasser beim Brühen, was wiederum zu Problemen in der Konsistenz vom Prozess führt.

Doch diese Bedeutung ist schwer zu erkennen und das liegt im Zusammenhang mit dem Brüh-Minispiel. Der Prozess von Blooming dauert generell je nach Rezept ca. 45 Sekunden mit Luft nach oben.

Dazu kommen auch noch die verschiedenen Filterpapiere hinzu. Beispielsweise kommt ein “Prisma Filter” zum Einsatz, jedoch ist mir solch ein Filterpapier in Zusammenhang mit einem konischen Brüher nicht bekannt. Ich vermute, es handelt sich hier um den “flachen” Brüher wie z.B. den Kalita Wave, wo der Boden flach anstatt spitz ist.

Dann kommt noch die Aprikosenform hinzu. Sie ist mir zwar nicht bekannt, aber ich gehe davon aus, dass es sich hierbei um den Phoenix V70 handelt, der für den steileren 70° Winkel bekannt ist.

Kurz gesagt, es handelt sich nicht nur um Filterpapier, sondern höchstwahrscheinlich um andere Brüher.

  • Kaffee als Nebensache

Leider hat man es nicht gut geschafft, das Thema Kaffee gut in die Handlung zu integrieren. Meistens kommen die Momente mit den Minispielen am Anfang und teilweise abrupt zwischen drinnen. Der größte Kritikpunkt ist jedoch, dass das Thema keinen Platz innerhalb der Geschichte aufweist, mit Ausnahme dem Ort des Geschehens.

Technisch gesehen hatte man mit Kathy einen guten Avatar für den Kaffee-Neuling. Vor allem, da ihr die Aufgabe auferlegt wurde, ein Fachbuch über Kaffee zu übersetzen. Dementsprechend hätte man genau von dort aus die Thematik von null aus direkt in die Geschichte einarbeiten können.

Zusätzlich wird innerhalb der Geschichte gezeigt, wie der Hauptcharakter Bowen versucht, sich zu verbessern. Hier wäre beispielsweise ein guter Anschluss für die verschiedenen Techniken gewesen, wie z.B. Temperatur, Mahlgrad, Werkzeuge, usw.

Insgesamt bleibt man bei den groben Fakten. Darüber hinaus fehlt das Thema Espresso nahezu komplett. Man muss aber auch sagen, dass es ein sehr komplexes Thema sein kann.

Abgesehen von einigen Themen wie z.B. der Kaffee nach Taiwan gekommen ist, bekommt man sehr wenig von dessen Kultur mit. Es handelt sich hauptsächlich um eine universelle Geschichte, die wenig von der Region profitiert.

  • Möglicherweise praktischer Fehler beim Brüh-Minispiel

Ich verstehe zwar, dass es aus Gameplay-Gründen etwas anders dargestellt wird, jedoch wird eine merkwürdige Brühtechnik verwendet. Im Spiel wird nämlich vom Spieler erwartet, kreisförmig von außen nach innen zu gießen. Bei der Ausführung wird zu 50% nur das Filterpapier erwischt. Fachtechnisch nennt man das im Englischen einen “Bypass”, d.h. der Kaffee wird übersprungen.

Dies führt zu einem stark verwässerten Kaffee, denn das Ziel beim Brühen liegt darin, die Aromen vom Gemahlenen zu extrahieren. Nach längerer Suche konnte ich kein Beispiel für diese Brühtechnik finden.

Die übliche Ausführung führt von innen nach außen. Was auch Sinn ergibt, da dadurch die Kaffeebohnen effektiv befeuchtet werden. Vielleicht wird die im Spiel eingesetzte Technik in Taiwan verwendet. Realistisch gesehen erscheint es mir nicht als sinnvoll. Es sei denn, man möchte dünnen Kaffee haben.

  • Relativ wenig umsetzbares Wissen

Es ist zwar schön zu wissen, dass es drei große Bohnensorten gibt. Jedoch bekommt man nur wenig Wissen gelehrt. Man weiß zwar, dass Arabica weltweit am beliebtesten ist, jedoch fehlt eine Erklärung dazu und ihre groben Geschmacksprofile. Jedoch muss ich dem wiederum gutheißen, dass mit den beiden Bohnen Arabica und Robusta auch die weniger bekannte Sorte Liberica erwähnt wird.

Bei den Minispielen wird einem auch nichts beigebracht. Es fehlt ein kompletter Leitfaden die mit dem Abwiegen der Bohnen bis hin zum Brühen fehlt. Normalerweise müsste man zuerst mit der Menge des Getränkes und der Auswahl des Brühwerkzeuges anfangen und von dort aus das Verhältnis zwischen Kaffeebohnen und Wasser auswerten. Beim French Press bzw. Stempelpresse muss man beispielsweise etwas Gröberes als den Filterkaffee mahlen.
Es fehlt der komplette Zusammenhang von dem Prozess.

Meiner Meinung nach hat man es hier vor allem verpasst dem Spieler Rezepte mitzugeben.

Zwischenfazit Story

Es handelt sich hier um nichts Schlechtes, aber auch nichts Überragendes. Es wird vergleichsweise viel Zeit damit verbracht, die anderen Charaktere ins Spiel einzubinden und einige bringen auch wichtige Erfahrungen mit sich. Die Romanze ist ziemlich unkompliziert und verzichtet zum größten Teil auf Herzschmerz. Außerdem ist es möglich, die Minispiele zu überspringen. Es eignet sich also sehr gut zum Auflockern.

Screenshot von Sunny Cafe

Grafik & Sound

Ästhetisch bietet es ein sehr geschmackvolles Ambiente mit detailliert gezeichneten Hintergründen und Charakteren. Auch die Sammelobjekte und die Info-Bildschirme sind liebevoll gezeichnet. Grafisch gibt es also nichts zu tadeln.

Bei der Musik hat man sehr gut darauf geachtet, ruhige Musik auszuwählen, die sehr gut zum Cafe Thematik passt. In der Beschreibung wird zwar Jazz erwähnt, aber es ist nicht das Genre mit dem Saxophon.

Die Sprecher sind allesamt sehr gut und verhilft den Charakteren an zusätzlichen Ausdruckskraft. Auf der technischen Seite musste ich aber eine Kleinigkeit feststellen. Die Lautstärke der Sprecher ist nicht optimal, und zwar in Richtung zu Leise. Am häufigsten ist der Hauptcharakter davon betroffen. Anfangs dachte ich, dass es vielleicht mit der Distanz zwischen den Charakteren zusammenhängt, aber da dieses Problem meistens beim Hauptcharakter auftaucht, ist es ziemlich unwahrscheinlich. Abgesehen davon ist alles andere sehr gut.

Technische Schwierigkeiten auf Windows?
Insgesamt habe ich das Spiel auf Windows 8.1, Windows 10 und Windows 11 probiert und jedes Mal gab es ein Problem bei der Auflösung. Es besteht so etwas wie ein extremer Zoom-In Effekt und eine Lösung konnte ich auf die schnelle nicht finden. Dies betrifft jedoch nicht die Minispiele. Interessanterweise gab es keine Probleme auf dem Steam Deck, weshalb dieses Review darauf basiert.
Die Konsolenversion sollten natürlich dieses Problem nicht haben.

Screenshot von Sunny Cafe

Fazit

Sunny Cafe ist ein bescheidenes Spiel, das sich nicht zu viel in die eine oder andere Richtung neigen möchte und zeigt sich als ein relativ guter erster Versuch. Das Resultat ist ein lockeres Spiel mit leichter Romanze und interessantem Wissen zum Thema Kaffee. Durch den guten Soundtrack und die schönen Illustrationen wird man gut in ein Cafe ähnliches Ambiente versetzt.

Der Preis ist hier ein sehr wichtiger Faktor. Dieser liegt nämlich goldrichtig bei 10,79€ auf Steam und 14,99€ für die Nintendo Switch. Es handelt sich hierbei um extra leichte Kost, am besten geeignet nach epischen oder langen Spielen, die einem geistig an Energie abverlangen.

Normale Kaffeetrinker können hier einiges an Neues kennenlernen und sie als Startpunkt in die wundervolle Welt des Kaffees ansehen.

Wer nichts mit dem Visual Novel Genre anfangen kann, der wird hier abgesehen vom Thema Kaffee wenig Anreiz finden.

Abschließende Gedanken

Es ist mir unbekannt, wie die Entwicklung abgelaufen ist, aber man merkt, dass möglicherweise eigentlich mehr geplant war. Denn abgesehen von Kathy gibt es nämlich auch noch zwei Charaktere, die etwas mehr auffallen, aber letzten Endes nur eine geringe Rolle tragen. Vermutlich waren beide potenzielle Romanzen, doch das würde wiederum den Inhalt zum Explodieren bringen.

Ein Nachfolger mit mehr Tiefe und praxisorientierten Informationen wäre extrem interessant, da sich in den letzten Jahren sich vor allem im Espresso Bereich vieles bewegt hat.

Aber auch im Zubereitungsbereich gibt es vieles, das noch nicht erwähnt wurde, wie z.B. die Karlsbader Kanne/Bayreuther Kaffeemaschine oder Werkzeuge wie die Mühle.

Ein kleiner “praktischer” Einblick ins Thema Kaffee

Realistisch gesehen bekommt man den besten Kaffee nur zu Hause, weil man das Getränk nach eigenem Vorlieben zubereiten kann. Für ein normales Cafe wäre dies impraktikabel und je nach Werkzeug sogar unmöglich.

Doch was kann den Geschmack alles beeinflussen? Die Bohnen, die Röstung, dessen Frische und Lagerung, der gemahlene Kaffee, das Wasser, die Zubereitungsmethode und die Zubereitungstechnik.

  • Die Bohne

Viele Kaffeeröstereien bieten mittlerweile Single Origin (Aus einem Ursprungsort) Spezialitäten Kaffees. Single Origin verhilft zu einem konsistenten Geschmack, der exotischer und kräftiger erscheinen kann. Weiterhin bietet sie den Vorteil, dass viele kleinere Kaffeeröstereien ihre Zulieferer persönlich kennen und dementsprechend besser dafür sorgen, sie besser zu entlohnen.

Entkoffeinierter Kaffee ist ebenfalls ein weiteres breites Thema, das sich ein wenig von den normalen Bohnen abweicht, da die Rezepte durch die strukturellen Änderungen teilweise angepasst werden müssen.

  • Das Wasser

Ein weiteres unterschätztes Thema. Unter den Kaffee-Enthusiasten wird komplett vom direkten Leitungswasser abgeraten. Stattdessen reicht meistens ein Britta Filter.

Bei Umkehrosmose oder destilliertem Wasser müssen Mineralien hinzugefügt werden, da diese sich auf den Geschmack auswirken.

  • Die Röstung

Generell gibt es einen Leitfaden für den Geschmack bei der Röstung. Je dunkler die Bohne, desto dunkler bzw. bitterer kann es werden.

Bei einer leichten Röstung wird eine höhere Brühtemperatur (90°C - 100°C) empfohlen, da die Aromen sich schwerer lösen. Bei einer dunklen Röstung (bis zu einem Minimum von 80°C) ist es andersrum. Der normale Handelsübliche Kaffee ist meistens dunkler geröstet, um der Tasse einen generellen konsistenten Geschmacksprofil zu geben und im Austausch verliert man dabei teilweise Geschmacksnoten.

  • Die Lagerung

Ein unterschätztes Thema. Nach der Röstung sollte man den Kaffee für eine Woche ruhen lassen, wobei das meistens sowieso von der Rösterei selbst erledigt wird.

Nach der Öffnung sollte es am besten Vakuum verpackt werden und wer eine lange Zeit braucht, sollte sie sogar einfrieren. Letzteres ist es wichtig, sie nochmal separat zu verpacken, da Kaffeebohnen gerne fremde Gerüche aufnehmen. Entkoffeinierte Bohnen sind sogar extra anfällig, weswegen es empfehlenswert ist, sie portioniert einzufrieren und bei Verwendung im gefrorenen Zustand zu mahlen.
Es ist zwar subjektiv, aber nach Angaben soll die Änderung beim gemahlenen bereits nach 12 Stunden bemerkbar sein und nach 24 Stunden sogar eindeutig.

Ganz wichtig: Ganze Bohnen verlieren viel langsamer an Frische als Gemahlene.

  • Die Zubereitungsmethode

Am gängigsten ist der Filterkaffee, wobei die Stempelpresse als einfacher gilt. Beim Filterkaffee muss man auf das Gießen des Kaffees achten und durch das Papier bekommt man ein klareres Getränk.

Mit der Stempelpresse muss man wiederum wegen des Stahlfilters etwas gröber mahlen, aber dafür wird einfach nur das heiße Wasser gegossen und abgewartet. Generell ist es dadurch viel einfacher eine Tasse zu wiederholen und die Aromen sind ein wenig kräftiger. Im Austausch ist das Getränk etwas weniger klar, da der Filter feine Teile und das Öl durchlassen.

Interessanterweise hat jeder, der eine Kaffeemaschine mit Tropfstopp hat, gleichzeitig auch einen sogenannten Clever Dripper und ist vergleichbar mit einer Verbindung zwischen den beiden vorher genannten Methoden, da das Wasser nicht gleich abläuft.

  • Der Mahlgrad und die Mahlung

Je nachdem welche Methode man benutzt, müssen die Bohnen auf eine bestimmte Körnung eingestellt werden. Generell benötigt der Filterkaffee einen feineren Mahlgrad, da das Wasser nur durchläuft. Während bei der Stempelpresse das Filtergewebe bei einer feinen Körnung zu viele feine Teile durchlässt.

Doch das ist nicht alles. Auch die Mühle kann einen großen Unterschied machen, deswegen gibt es beispielsweise spezialisierte Handmühlen für beispielsweise Filterkaffee. Dies kommt zum einen durch die Form der Körnung und zum anderen durch die Entstehung der Feinteile.

Interessanter Fakt: Die deutsche Handkaffeemühle Comandante C40 hatte damals den hochqualitativen Handkaffeemühlen Markt neu aufgemischt und sozusagen eine neue Qualitätsklasse geschaffen.

  • Die Temperatur und die Zubereitungstechnik

Kann man den Kaffee mit 100°C verbrennen? Nein, doch es kann sich wie bereits erwähnt auf den Geschmack auswirken. Ist der Kaffee vielleicht zu bitter, dann kann man probeweise die Brühtemperatur reduzieren. Bei einer schwachen Tasse ist vielleicht die Temperatur zu niedrig.

Mit der Zubereitungstechnik kann man ebenfalls Teile vom Geschmack stärken oder schwächen.

Beim Filter kann man beispielsweise über das Gießen es ein wenig Steuern:

https://youtu.be/nxmrSgwW25g?si=sJa_Y-lP1HHTHsq2

Bei der Stempelpresse ist es andererseits wiederum möglich eine mehr klare Tasse zu erzielen:

https://www.youtube.com/watch?v=st571DYYTR8

  • Der Espresso

James Hoffmanns Frage bei Interesse am Espresso ist folgendermaßen: Möchte man ein neues Hobby?

Es ist wie ein Mikrokosmos innerhalb des Kaffee-Themas. Darunter gibt es die sogenannten Siebträgermaschinen, manuelle Hebelmachinen oder sogar günstigere tragbare Espressomaschinen. Die Komplexität hat sich durch den Einsatz von PID (Automatische Regler) nochmal gesteigert. Daraus entstanden neue Getränke wie z.B. den Turbo Espresso, Spro Over (alternative Version von Cafe Crema) und mehr. Unter den kontrollierbaren Variablen sind beispielsweise Druck, Wassertemperatur und Durchflussgeschwindigkeit.

Dann gibt es auch noch den Faktor Milch bzw. Milchschaum, die zu weiteren Rezepten führen wie z.B. den Cappuccino (Ursprünglich Kapuziner), Cortado, Macchiato, usw.

Absolute Kaffee-Fans werden viele Bohnen, Zeit und möglicherweise Geld verwenden, um den persönlichen perfekten Kaffee zu finden.

Wie man sieht, gibt es sehr viel Spielraum für einen weiteren Titel.

Pro

  • Leicht verdauliche Handlung
  • Verschiedene varianten fürs Ende
  • Interessante Kaffee Fakten
  • Schöne Illustrationen für Kaffee Themen
  • Guter Preis

Contra

  • Geschichte ist zu kurz und fehlt ein wenig an Ausbau bei den Beziehungen
  • Das Thema Kaffee ist nebensächlich
  • Informationen zu Kaffee sind wenig Praxis relevant z.B. kein Rezept
  • Kleinigkeiten bei der Übersetzung

Wertung

Testergebnis: 65%

6.5 Zufriedenstellend

Kaufempfehlung

65% Kaufempfehlung

65%Angebot abwarten

Getestet wurde Sunny Cafe auf PC von Soul-1. Das Spiel lag uns zum Zeitpunkt von unserem Test in Version 2022.3.14f1 vor. Das Test Exemplar / der Review Code für Sunny Cafe wurde uns von eastasiasoft kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!