Miitopia · Test
Veröffentlicht am 27.05.2021 von Andreas Erber
Ein Abenteuer nach deinem Geschmack
Wie bei fast jedem klassischen Abenteuer-Game beginnt die Reise mit dem Erstellen eines Charakters. Zumindest wenn die Entwickler die Story nicht strikt vorgegeben haben. Doch gerade bei bei Miitopia von Nintendo ist die Handlung alles andere als ein vorgefertigtes Script.
Miitopia lässt euch das sein und das tun, was ihr wollt!
Das Adventure-Rollenspiel ist besonders familienfreundlich und soll vor allem die jüngeren Gamer unter uns für dieses Genre begeistern. Bei Miitopia für die Switch handelt es sich um eine erweiterte Version des im Jahre 2016 erschienen Nintendo 3DS Spiels.
Deine Clique. Deine Regeln. Dein Abenteuer.
Zu Beginn werden die Spieler:innen gefragt, ob sie bereits einen Mii Charakter besitzen oder ein Neuen erstelln möchten. Es stehen 3 Varianten zur Verfügung: Komplett Neu oder aus einer Vorlage einen Mii erstellen. Ebenso lässt sich eine Amiibo Figur integrieren. Letzteres funktioniert über die NFC Schnittstelle, die sich unter dem rechten Analog-Stick befindet. Sofern eine Figur zur Verfügung steht, können Spieler:innen diese ein paar Sekunden auf die genannte Schnittstelle halten und schon erwacht der Charakter digital zum Leben.
Vorlagen sind doch eher was für Langweiler und sofern man mehrere Stunden mit Miitopia verbringen möchte, sollte jedenfalls ein eigens kreierter Charakter erstellt werden.
Die Vielfalt ist riesig. Gesicht, Augenbraun, Nase, Bart, Brille, ja selbst ein Muttermal stehen zur Auswahl. Die Möglichkeiten sind fast grenzenlos. Beispielsweise gibt es 23 verschiedene Augenbraun in den verschiedensten Farbtönen, die noch dazu in 5 Position-Einstellungen ihren Platz finden.
Schlussendlich wählt man noch die Lieblingsfarbe und einen netten Spitznamen.
Im nächsten Schritt gilt es dem frisch erstellten Protagonisten eine Persönlichkeit zu verleihen. Seid ihr eher nett, verträumt oder stur? Fertig ist der Mii Charakter nach eurem Geschmack!
Jetzt heißt es abtauchen, genauer gesagt in die Welt von Miitopia. Dort herrscht ein friedliches Beisammensein, doch das war einmal, denn eines Tages geschah ohne Vorwarnung etwas Schreckliches! Ein riesiger Schatten legte sich über Miitopia und eine ungeheure Kreatur stahl die Gesichter einiger unschuldiger Mii. Doch das war leider noch nicht alles. Die entfernten Gesichter tauchten wieder auf, allerdings auf Monstern. Ist jetzt Miitopia für alle Zeit verloren?
Natürlich nicht! Hier kommen die Spieler:innen ins Spiel und geben den Einwohnern Hoffnung auf ein normales Leben in Frieden und Harmonie. "Andrew", so heißt meine Wenigkeit in Miitopia reist ziellos umher und stößt dabei auf ein paar schöne Schmetterlinge, welche sich als fliegende Monster entpuppten und Andrew total erschrocken haben. Aus Reflex flüchtet Andrew und entdeckt dabei eine Stadt. Diese wird per Map aus der Vogelperspektive angesteuert. Dort angekommen müssen Spieler:innen die Rollen der Bewohner einteilen. In der Stadt stehen 8 Charaktere zur Auswahl. Fadian, ein selbsternannter Stadtsprecher schien uns ganz sympathisch zu sein. Anscheinend hat dieser Sprecher wenig Einfluss auf die anderen Mitbewohner der Stadt.
Kurzerhand wird das Aussehen samt Namensgebung von Andrew an Fadian überschrieben. Aber nur deshalb, weil meine Wenigkeit dies so wollte. Denn so gesehen gibt es jetzt in der Handlung eigentlich schon 2 Andrew IDs mit derselben Visage.
Die Spieler:innen können sich auch für ein vorhandenes Gesicht aus dem erstellten Pool eurer Nintendo Freundesliste oder dem vorgefertigten Mii-Universum, online wie auch offline per Plastikfigur (NFC), entscheiden. Leider ist dies auch die einzige Online-Anbindung an Miitopia.
Der ursprüngliche Fadian hat nun eine neue Rolle, eine neue Aufgabe und vor allem einen neuen Look. Neben Andrews ID können auch die anderen 7 Mitstreiter nach Belieben zusammengestellt werden. Nach einer sehr kurzen Kennenlernphase taucht der böse Fürst auf, dem ich ebenfalls eine neue ID (Name: Roman) spendiert habe. Die erstellte Story könnte glatt zu einem Bestseller werden oder was meint ihr?
Ein Stadtsprecher namens Andrew, der sein Gesicht an den Bösewicht Roman verloren hat.
Da kommt jetzt der Protagonist Andrew, also Ihr ins Spiel und begebt euch auf die Suche nach den verlorenen Gesichtern der Stadtbewohner. Anfangs noch allein und später mit einer kleinen Armee an Mii's.
Es dauert nicht lange und der böse Roman ist gefunden. Doch so richtig tapfer scheint unser Andrew nicht zu sein. Zum Glück kommt eine Erscheinung namens "Horst" vorbei. Eine Stimme ohne sichtbaren Körper. Horst will Andrew ein wenig unter die Arme greifen und bietet ihm eine "Macht der Klassen" an. Klassen bieten spezifische Techniken, die in Kämpfen gegen die Monster erleichtern soll. Krieger, Magier, Priester, Dieb, Popstar und Koch stehen zur Auswahl. Vorsichtshalber wird zum Krieger tendiert, da Köche eher wenig Erfahrung im Kampf haben dürften oder birgt am Ende jede Klasse ein starkes Geheimnis?
Gameplay & Steuerung
Auf in den Kampf!
Die Spaziergänge sind automatisiert und somit erscheint nach ein paar Augenblicken ganz von allein das erste Monster: Ein Mini-Görcanschleim hat das Gesicht eines Bewohners.
In Pokémon-Manier wird der eigentliche Kampf im rundenbasierten Kampfsystem abgewickelt. Leider fällt der erste Kampf dermaßen langweilig aus, dass viele Spieler:innen am liebsten das Spiel sofort beenden würden. Doch gebt dem Gameplay eine Chance, denn hier wird lediglich der Einstieg stark erleichtert. Im weiteren Spielverlauf bedarf es mit immer mehr Taktik in den Verlauf eines Kampfes zu setzten. Das erste Gesicht ist somit schnell zurückerobert und ein gesichtsloser Bewohner kann wieder lachen und fröhlich sein. Zusätzlich steigt nach einem Sieg bei den Mii's der Level, was auf die erfolgreichen Leistungen zurückzuführen ist. Mit jedem weiteren Level wird der jeweilige Charakter robuster und kann im späteren Spielverlauf auch gegen stärkere Gegner antreten. Unter den verbesserungsfähigen Leistungsmerkmalen befinden sich HP (Hit Points), MP (Mana Points), Angriff, Magie, Abwehr und Tempo.
Begriffe/Erklärung:
HP = Spiegelt den Zustand von Spielfiguren oder zerstörbaren Gegenständen wider.
MP = Zum Ausführen einer Fertigkeit benötigt manMana. Die türkiseMana-Leiste zeigt die Menge des verfügbarenManasan.
Die Steuerung verlangt recht wenig von den Spieler:innen ab.
Meistens reisen Spieler:innen von A nach B, quatschen mit Anwohnern oder kämpfen gegen die Diebe von gestohlenen Gesichtern. Im Kampf selbst kann nur mit der eigenen Figur interagiert werden. Die Mitstreiter handeln dank der integrierten KI von selbst.
Die Vorgangsweise ist meistens sehr ähnlich und geradlinig. Das könnte bei ambitionierte Spieler:innen schnell zu Langeweile führen. Lediglich die neuen Fähigkeiten, wie Feuer-Angriff und diversen Magien können das Gameplay ein wenig auflockern.
Ein Vorteil ist dafür aber, dass auch absolute Gamer-Neulinge dieses Spiel durch den niedrigen Schwierigkeitsgrad ganz locker spielen können. Das wirkt sich für Einsteiger und Gelegenheitsspieler äußerst positiv aus.
Am Ende einer Wandertour kommen die Mii's in eine Unterkunft, genauer gesagt ins Gasthaus, in dem diverse Items eingesetzt und oder gekauft werden können. Zu Beginn müssen die Ankömmlinge in ihre Zimmer eingeteilt werden. Gebt ihr 2 Charaktere zusammen in ein Schlafzimmer kann daraus eine Romanze entstehe. Auf wunderbarer Weise werden die beiden Energieleisten komplett aufgefüllt, womit man für den nächsten Einsatz gut vorbereitet sein sollte.
Die gesammelten Köstlichkeiten können die Mii's in Ruhe im Speisesaal verspeisen, was ihnen je nach Auswahl mehr Kraft, Ausdauer oder Abwehr verleiht. Im Shop kann das erworbene Gold gegen neue Waffen oder Kleidung eingetauscht werden. Durch die neuen Gegenstände kann sich die Angriffs- oder Abwehranzeige erhöhen. Wer ein Ticket besitzt, kann sein Glück in der Spielhalle versuchen. "Roulette" und "Schnick, Schnack, Schnuck" stehen zur Auswahl und versprechen den Spieler:innen den große Gewinn.
Grafik & Sound
Die Hintergrundkulissen sind recht unspektakulär und können nur durch wenige Details mit ihren bunten Farbmischungen hervorstechen. Die Gebirgszüge erscheinen im simplen 3D-Look und verdecken bei der Fortbewegung als Effekt auch mal den vorderen Sichtbereich. Im weiteren Spielverlauf gibt es jedoch etwas mehr Abwechslung fürs Auge. Hier hätte etwas mehr Leben gut getan, vor allem da viele Sequenzen automatisch verlaufen und die Spieler:innen genug Zeit hätten um die Umgebung zu genießen.
Die Charaktere hingegen sind mit ihren Merkmalen sehr witzig anzusehen und bereits durch das langjährige Bestehen des Mii-Universums amtsbekannt. Diese können übrigens im Menü jederzeit beliebig verändert oder gar neu besetzt werden.
Die Animationen der Protagonisten ist stark begrenzt und doch kann der Gefühlszustand sofort zugeordnet werden. Hier schafft man durch einen hohen Grad an Minimalismus ganz viel Emotion herauszuholen. Denkt daran, dass es Gesichtsmodelle im schönsten 3D-Abbild gibt, die sich aber so steif verhalten, dass es irgendwie albern wirkt? Hier ist definitiv das Gegenteil der Fall.
Eine deutsche Synchronisierung gibt es leider nicht zu hören, hier müssen Spieler:innen Sprechblasen beachten, um der Story genau folgen zu können. Durch diese Methode wird das Spiel künstlich in die Länge gezogen, was ungeduldige Gamer:innen nicht gerade erfreuen dürfte. Mit Hilfe der B-Taste können langwierige Dialoge, aber auch die automatisierten Wanderungen beschleunigt werden. Das spart einiges an Spielzeit!
Leider fällt der künstliche Spracheffekt meist nervtötend aus.
Die Soundtracks passen genau in das Nintendo typische Schema und hören sich ganz angenehm an. Piepsige Melodien werden mit Gitarrenklängen gemischt und bilden ein homogenes Klangbild.
Die Soundeffekte sind stimmig und sind typisch für das Spielgenre.
Fazit
Miitopia ist ein irrwitziges Adventure-Rollenspiel, das vor allem die jüngere Generation ansprechen möchte. Im Spiel geht es darum, wie in einem Film, Rollen zu vergeben und dies im besten Fall mit selbst erstellten Figuren. Jeder kann in eine Person schlüpfen, die sie oder er gerne sein möchte. Warum sollte die Welt nicht einmal durch einen Koch oder einem Priester gerettet werden?
Hauptsächlich liegt der Fokus im Spiel auf die Erstellung von Mii-Charakteren und den Kämpfen gegen Gesichts-Dieben. Ziel ist es schlussendlich den bösen Fürsten das Handwerk zu legen und jedem Bewohner sein gestohlenes Gesicht zurück zu geben.
Die Steuerung ist allgemein problemlos, was auch auf die Einfachheit des Titels und den Automatisierungen zurückzuführen ist. Die vorhandene Kunstsprache ist recht monoton und zeitweise nervig. Grafisch ist das Game eher zweckmäßig und kann mit nur wenigen Details hervorstechen. Der Sound ist Gesamt gesehen sehr stimmig und Genretypisch für die Nintendo-Welt.
Ein nettes Spiel für Mii-Fans und Spieler:innen die auf der Suche nach einem simplen Abenteuer sind.
Pro
- viele Möglichkeiten einen Mii zu erstellen (online, offline, NFC)
- Charaktere haben trotz Minimalismus viel Emotionen
- ganz einfache, problemlose Steuerung
- neue Fähigkeiten sorgen für Abwechslung im Kampf
- Soundtracks und Soundeffekte sind stimmig
Contra
- kein Online-oder Koop-Modus
- Kulissen hätten mehr Leben gebraucht
- Wiederspielwert ist eher gering
- Aufgaben sind viel zu monoton
Wertung
7.5 Gut
Kaufempfehlung
85%Sehr empfehlenswert
Getestet wurde Miitopia auf Switch von Andreas Erber. Das Spiel lag uns zum Zeitpunkt von unserem Test in Version 1.0.3 vor. Das Test Exemplar / der Review Code für Miitopia wurde uns von Nintendo kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!