Review

Need for Speed Unbound · Test

Veröffentlicht am 04.12.2022 von Andreas Erber

Titelbild von Need for Speed Unbound (PC, PS5, Xbox Series)

Mach dich bereit fürs Rennen!

Seit Need for Speed Heat (2019) ist doch einige Zeit vergangen. Diese Zeit hat Criterion Games genutzt, um das neue Need for Speed Unbound fertig zu stellen und den Fans das Rennspiel zu liefern, das sie sich schon immer gewünscht hatten. Ein "Need for Speed Underground" mit spannenden Fluchtfahrten vor den Cops und vielen optischen Anpassungsmöglichkeiten. Unbound kann genau diese Wünsche auf den Next-Gen-Konsolen und auch nur auf diesen erfüllen. Eine Xbox One oder PlayStation 4 Version wird diesmal nicht mehr angeboten. Was für die einen Leid ist kommt den Entwicklern sehr entgegen, da sie sich voll und ganz auf die neue Technik konzentriere können. Auch das Nachreichen von Updates wird dadurch bestimmt vereinfacht und Fehler können noch gezielter ausgemerzt werden.

Screenshot von Need for Speed Unbound

Die Welt ist dein Spielplatz

Die ganze Welt in Need for Speed Unbound ist ein Spielplatz für illegale Straßenrennen. An dieser Stelle möchten wir, wie auch die Entwickler von Need for Speed, darauf hinweisen, dass Spieler:innen jegliche Nachahmungen unterlassen sollten! In Need for Speed Unbound hingegen gilt dieses Verbot nicht, ganz im Gegenteil: Die Straße, der Nervenkitzel und die Cops im Nacken zählen zur Tagesordnung.

Beweist, dass ihr das Zeug habt, am "The Grand" teilzunehmen. Einer ultimativen Streetracing-Herausforderung in Lakeshore. Lakeshore ist der erwähnte Spielplatz, auf den Spieler:innen das Gaspedal so richtig durchdrücken können. Aufgabe ist es 4 Wochen lang Qualifikationsrennen zu meistern. Doch kein Event ist um sonst. Um so besser die Platzierung ist, desto höher ist das Preisgeld. Die Kohle wiederum wird für die nächsten Events als Startgeld benötigt und so weiter.
Außerdem können mit dem Geld auch diverse optische und akustische Anpassungen getroffen werden. In Unbound kann man seine Rennkarre so richtig auffrisieren. Auspuff, Frontschürze, Spoiler und unzählige Felgen aller Art warten auf die Spieler:innen. Positiv anzumerken ist, dass auch leistbare Felgen vom Reifenhändler im im Tuning-Shop zu finden sind. Aber Vorsicht! Wer zu viel Geld für Verbesserungen ausgibt, kann sich hinterher das nächste große Event leisten und muss bereits gespielte Events wiederholen, um erneut Geld zu verdienen. Ein kleines bisschen Wissen über Management und Wirtschaft ist hier sicher nicht von Nachteil.

Am Ende gilt es den Ruf in der Streetracing-Szene zu verbessern und dabei die Cops an der Nase herumzuführen. Mit der Zeit kann man mit Sicherheit voller Stolz auf eine beachtliche Sammlung aus perfekt getunter Rennwagen blicken, mit denen Spieler:innen die Straßen von Lakeshore zum Leben erwecken werden.

Je mehr Rennen gefahren werden, desto höher wird auch die Fahndungsstufe. Während die Cops die Rennfahrer unter Druck setzen, müssen Spieler:innen mithilfe neuer Fluchtmechaniken taktische Entscheidungen treffen, um das Katz&Maus-Spiel in die andere Richtung zu drehen. Schüttelt die Cops ab, tretet ihnen in einer direkten Konfrontation gegenüber oder versteckt euch doch lieber in Lakeshores Untergrund? Zeig ihnen, wer auf den Straßen das Sagen hat und kassiert Belohnungen.
So richtig los geht es im Multiplayer, in dem bis zu 16 Spieler:innen beitreten können um sich zu messen. Allerdings gibt es keinen Tag/Nacht-Wechsel und auch die Polzisten sind im Online-Modus im Urlaub. Weniger schön ist auch der nicht komplett übergreifende Spielfortschritt. Nur Sammelobjekte werden in den Einzelspielermodus übernommen. Crossplay ist zwischen PC, Xbox und PlayStation möglich und lässt sich optional deaktivieren.

Screenshot von Need for Speed Unbound

Gameplay & Steuerung

Das Gameplay ist in einem Rennspiel von enormer Wichtigkeit und kann in Unbound vollends überzeugen. Vor allem wenn man bedenkt, dass die Need for Speed Reihe mit realitätsnahen Simulationen wie "Gran Turismo" rein gar nichts zu tun hat. Wobei das Nehmen von Kurven in Need for Speed Unbound um einiges erschwert wurde. Ein simples Einlenken reicht für mittlere Kurven nicht mehr aus. Durch Bremswirkung kann dem entgegengewirkt werden. Im Notfall hilft aber auch ein kurzer Zug an der Handbremse, wobei dies recht viel Unruhe auf die Straße bringt und ein gezieltes Driften gar nicht so einfach ist. Sozusagen das Gegenteil von "Ridge Racer", welches vom Driften lebt.
Für Neulinge der Rennserie ist erwähnenswert, dass das Spiel viele Fahrfehler duldet. Soll heißen, dass selbst massive Zäune, Straßenlaternen und selbst mittelgroße Gegenstände ganz einfach umgefahren werden. Das Schadensmodell ist sehr begrenzt und von rein optischer Natur. Selbst nach einem härteren Crash fährt der Rennbolide gleich weiter, als wäre es ein Neuwagen frisch aus der Fertigungshalle. Dafür gibt es kaum Frustmomente, die gibt es nämlich nur bei einem Frontalcrash. Alle anderen Zusammenstöße bringen die Spieler:innen nur kurz ins Schleudern.

Kurz über die KI:

Die KI der Renngegner ist vollkommen gelungen und es gibt keinen "Gummiband-Effekt". Über das Gesamte Event verläuft fair. Anders sieht es bei der KI der Cops aus. Ja, die Verfolgungsjagden der Cops funktionieren grob gesehen ganz gut, aber die Intelligenz lässt doch oft zu wünschen übrig. Vor allem gibt es kein hartes Vorgehen. Oft fühlt man sich lediglich von der Polizei begleitet, wobei sich dies mit einen der höheren Fahndungsstufen schnell ändert. Denn auf Stufe 5 sind wiederum viel zu viel Polizeistreifen auf dem Weg. Das Balancing stimmt einfach "noch" nicht. Es passieren übrigens auch immer wieder Ausrutscher die einem ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Hier hätte man den Fokus verstärkt auf die Verfolgungsjagden setzten müssen.

Die Steuerung geht bis auf das etwas knifflige Driften recht einfach von der Hand und erfordert wenig Eingewöhnungszeit. Die Wagen fühlen sich alle etwas anders und besonders cool ist der Einsatz der adaptiven Trigger, die beispielsweise jeden einzelnen Schaltvorgang mit einem kurzen mechanischen Widerstand spüren lassen.

Screenshot von Need for Speed Unbound

Grafik & Sound

In Need for Speed Unbound wird Graffiti zum Leben erweckt durch einen brandneuen, einzigartigen visuellen Stil, der Elemente der freshesten Street-Art mit den realistischsten Wagen in der Geschichte von Need for Speed verbindet. Mit einem nagelneuen Toolkit, das dir Zugriff auf eindrucksvolle Grafik- und Soundeffekte gewährt, kannst du allen deine Fähigkeiten hinter dem Steuer beweisen. Dazu zählt auch die neue Boost-Technik Burst-Nitro, die so abgeht, dass dir schwindelig wird.
Vielen werden die Comic-Effekte vor allem zu Beginn etwas irritierend wirken, doch die Effekte halten mehr im Hintergrund, als man dies in den diversen YouTube-Videos vermuten würde. Die Effekte sind stimmig und peppen das Gesamtbild dezent auf.

Auf die Ohren gibt es dank der pulsierenden Soundtracks von A$AP Rocky und AWGE. Das sorgt garantiert überall für Stimmung. Soundeffekte sind in einem Rennspiel auch ein wichtiges Element, welches nicht zu kurz kommt. Sämtliche Motorensounds und Geräusche, welche Rennwagen so von sich geben, hören sich äußerst authentisch an. Bei extrem hohen Geschwindigkeiten hört man bei jedem Überholvorgang die Windgeräusche, wodurch das Renngefühl gesteigert wird. Sound und Grafik schneiden in Need for Speed Unbound überdurchschnittlich gut ab und können überzeugen.

Screenshot von Need for Speed Unbound

Fazit

Der neueste Ableger der Need for Speed-Reihe von Criterion Games bietet mit getrennten Einzel- und Multiplayer-Kampagnen stundenlang elektrisierende und adrenalingeladene Action. Der Mehrspielermodus sorgt für langen Spielspaß, wobei auch die offline Events für Spannung sorgen. Der neue Grafikstil mit Comic-Effekten im Street-Art-Design und der Sound kann überzeugen. Motorengeräusche und Umgebungsgeräusche vermitteln den Spieler:innen eine reale Soundkulisse. Die Steuerung geht bis auf die fordernden Drifts einfach von der Hand. Etas hinterher hinkt leider die KI der Cops. Ob diese mit Updates verbessert wird bleibt abzuwarten.
Need for Speed Unbound ist für Rennfans jedenfalls höchst interessant, auch wenn der Realismus im Hintergrund steht. An alle Rennfahrer:innen da draußen: "Fangt ganz unten an und kämpft euch an die Spitze!"

Pro

  • Einzelspieler- und Mehrspielermodus sorgen für Spannung
  • Rennen sind fair
  • der neue Grafikstil mit Street-Art Effekten gefällt
  • Beleuchtungseffekte sehen super aus
  • Soundtracks sind sehr stimmig
  • Motorengeräusche klingen extrem gut und können angepasst werden

Contra

  • KI der Cops ist druchschnittlich, Balancing ist unausgewogen
  • Schnellreise wäre praktisch gewesen
  • Schadensmodell ist schwach und total unrealistisch
  • grafisch wäre sicher noch mehr drin gewesen, die Comic-Effekte kaschieren dies aber mit Erfolg
  • wenige Kamera-Ansichten, keine Cockpit-Ansicht

Wertung

Testergebnis: 85%

8.5 Sehr gut

Kaufempfehlung

80% Kaufempfehlung

80%Sehr empfehlenswert

Getestet wurde Need for Speed Unbound auf PS5 von Andreas Erber. Das Spiel lag uns zum Zeitpunkt von unserem Test in Version 1.000.004 vor. Das Test Exemplar / der Review Code für Need for Speed Unbound wurde uns von Electronic Arts kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!